Hilft mehr Geld vom Staat, die meisten Probleme des Landes zu lösen? Klare Antwort: Nein.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Dem Londoner Magazin "Economist" war jüngst eine recht aufschlussreiche Statistik über die finanziellen Ausgaben des Staates für sein Schulsystem auf der einen Seite und den Erfolg eben dieses Schulsystems auf der anderen Seite zu entnehmen, und zwar für alle Industrieländer der Welt, gemessen an den Pisa-Ergebnissen. Dabei zeigte sich ein auf den ersten Blick unerwarteter Zusammenhang: Zwar werden Schulsysteme im internationalen Vergleich besser, je mehr Geld der Staat pro Schüler aufwendet - aber nur bis zu einem gewissen Betrag, der bei etwa 50.000 Dollar pro Schüler und Jahr liegt. Wendet der Staat jenseits dieser ökonomischen Grenze zusätzliche Mittel auf, verbessern sich die Leistungen der Schulen und Schüler trotzdem nicht mehr nennenswert. Deshalb leisten etwa die Schulen in der Schweiz oder in Norwegen im Großen und Ganzen nicht mehr als jene in Polen, Italien oder Estland, wo dramatisch weniger für den gleichen Erfolg ausgegeben wird.
Österreich liegt da übrigens besonders schlecht, weil mehr als in fast allen anderen Ländern für die Schule ausgegeben wird, ohne ein entsprechend besseres Ergebnis zu erzielen als in Ländern, die nur die Hälfte ausgeben. (Den logisch zwingenden Schluss, dass Österreich die nicht eben berauschenden Leistungen seines Schulsystems offenbar auch mit deutlich weniger Geld erzielen könnte und da ein ziemliches Einsparungspotenzial zu vermuten ist, wollen wir hier aus Gründen vorweihnachtlicher Harmonie vorerst nicht weiterspinnen).
Dass der Nutzen zusätzlicher Steuermittel für die Schulen ab einer bestimmten Grenze - die Österreich weit, weit hinter sich gelassen hat - nahe bei null liegt, liegt wohl daran, dass vor allem die Frage, wie ein Schulsystem in sich organisiert ist, darüber entscheiden dürfte, wie erfolgreich es ist. Und das ist nicht nur eine finanzielle Frage, sondern vor allem eine von richtiger oder falscher Politik. Mit zusätzlichem (Steuer-)Geld lassen sich die Folgen falscher Politik vielleicht kaschieren, aber das ist es dann auch schon.
Das gilt für viele Bereiche staatlichen Handelns, nicht nur für die Schule. Der mittlerweile fest in der politischen Klasse verwurzelte Reflex, auf ein öffentlich virulent gewordenes Problem mit der Ankündigung zu reagierten, dort eben "mehr Geld zu investieren", führt in vielen Fällen nicht zu einer tatsächlichen Verbesserung, sondern nur dazu, die verantwortlichen Politiker scheinbar zu entlasten.
Dass dabei in der Regel jene bedient werden, die am lautesten schreien, und nicht jene, bei denen das Geld tatsächlich entsprechenden allgemeinen Nutzen hätte, ist ebenso ein Defekt dieser Methode wie die von ihr mitverschuldete Überschuldung der öffentlichen Hände. Egal, ob Verkehrspolitik, Landwirtschaft, Schulwesen, Bankenrettung oder viele andere Politikfelder - Probleme mit Geld zuzuschütten, bringt sehr oft sehr suboptimale Ergebnisse.
Dem heutigen oder auch dem zukünftigen Steuerzahler Geld abzuknöpfen, um damit Probleme scheinbar zu lösen, erspart der Politik freilich, diesen Problemen - wie im Fall der Schule - radikal auf den Grund zu gehen. Und sie dann so effizient zu lösen, dass zwangsweise heftiger politischer Gegenwind in Orkanstärke von jenen kommt, die Nutznießer des Status quo sind.