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Harald Schmidts Farewell hat mächtig Staub aufgewirbelt. Zu Recht titelte die "taz": "Ein Abtritt als Auftritt." Das Mediengeschäft stand Kopf, SAT.1 wankte, Menschen gingen für Schmidt auf die Straße. Gut so, denn Schmidts genialer Coup gehört gehörig belohnt. Vielleicht mit einer Würdigung als "Mensch 2004"? 2003 geht sich das nicht mehr aus, haben sich diverse Sender doch schon auf eine (oft eigentümliche) Promi-Liste festgelegt. So ließ der ORF letzte Woche bei "Vera 2003" Russwurm jene Persönlichkeiten aufmarschieren, die sich im Gedächtnis der österreichischen Zuschauer verankert haben mögen (oder auch nicht). Und RTL hat gestern mit dem Millionärsmacher Günther Jauch nachgezogen.
Nun macht der Blick zum großen Nachbarn immer neugierig. Was kann Jauch was Vera nicht kann? Oder: Was hat Vera was Jauch nicht hat? Was verbindet sie? Beider Promi-Defilee 2003 war langweilig, beide brachten zwar weniger vom Gleichen, aber dafür Austauschbares. Beide luden sich die in Auflösung begriffene Popgruppe No Angels ein. Häuslich gab sich Vera mit der Ex-Sahara-Geisel Harald Galler und Spaßvogel Alf Poier. Bescheiden war auch Jauch mit Michael Schumacher und Johannes Rau. Die Moderatoren spulten wie gewohnt ihre Show ab. Ganz ohne Ecken und Kanten, sodass man sich gar nicht ausmalen möchte, wie es im ORF ohne Vera und bei RTL ohne Jauch weitergehen könnte. Doch führt ein Job-Poker à la Harald Schmidt schulmeisterlich vor, dass die Frage nach der Entbehrlichkeit von ewig gleichen Gesichtern und eingesessenen Entertainern durchaus seine Berechtigung hat.