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Kopfpolster mit Manager

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.

In Krisenzeiten gehen Anleger gerne auf Nummer sicher, aber auch risikoarme Veranlagungen wie Geldmarktfonds können langfristig zu Verlusten führen.


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Was macht man mit Geld, das man demnächst anlegen will, für das aber im Moment noch keine geeignete Investition gefunden ist? Da gibt es zunächst den guten alten Kopfpolster, der allerdings bei Inflation ein Risiko darstellt, weil das Geld an Wert verliert.

Dann gibt es das Sparkonto - oder kurzfristige Veranlagungen wie einen Geldmarktfonds. Diese Fonds bieten die Möglichkeit, Geld risikoarm, aber auch ohne hohe Rendite vorübergehend zu parken.

"Geldmarktfonds sind eine sehr inhomogene Gruppe," erläutert Hans Köck, zuständig für Investment Communications bei Pioneer Investments Österreich. Daher sind verschiedene Produkte auch unterschiedlich attraktiv als Kopfpolster-Alternative in Nachkrisenzeiten.

Als "derzeit wahrscheinlich eher uninteressant" stuft Köck jene Geldmarktfonds ein, die zum Beispiel in deutsche Staatsanleihen mit extrem kurzer Laufzeit von drei Monaten investieren. Diese haben zwar kein Risiko, erwirtschaften dafür aber derzeit auch nur 0,25 Prozent Rendite.

Solche kurzlaufenden Staatsanleihen aus den USA sind auch unter dem Namen "t-bills" bekannt (kurz für "treasury bills"), also wörtlich "Schatzpapiere". Andere Fonds, sogenannte "geldmarktnahe Fonds", investieren in fix-verzinsliche Staatspapiere mit Laufzeiten von zwei bis drei Jahren, wodurch sich ein Zinsänderungsrisiko ergibt. Will ein Anleger nämlich früher als am Ende der Laufzeit aus solchen Anlagen aussteigen, werden die Anleihen zum aktuellen Kurs bewertet. Bei einem Anstieg der Marktzinsen seit Investitionsbeginn würde das einen niedrigeren Marktwert der Investition bedeuten. Da sich die Verzinsung der Anleihen am Marktzins orientiert, sind Anleihen, die zu einem früheren Zeitpunkt mit einem niedrigeren fixen Zins ausgegeben wurden, für die meisten Anleger weniger interessant, was ihren Marktwert beeinflusst.

Im Moment rechnen Analysten noch nicht mit einer Anhebung der Zinsen durch die internationalen Notenbanken. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte ihren Leitzins zuletzt im Mai um 0,25 Prozentpunkte auf 1 Prozent gesenkt. Auf dieser Marke, die die niedrigste seit der Gründung der europäischen Währungsunion 1999 darstellt, steht er heute noch.

Um auch bei kurzfristigen Anlagen wenigstens ein bisschen mehr Ertrag zu generieren als das Taggeldkonto und trotzdem möglichst wenig Risiko zu fahren, eignen sich zur Zeit am ehesten Geldmarktfonds, die in Anleihen von Unternehmen mit guter Bonität investieren. "Man muss sich genau ansehen, was in dem Produkt drinnen ist und wie das Durchschnittsrating ist," erklärt Köck. Er empfiehlt Fonds, die in kurz-laufende Unternehmensanleihen (sogenannte "Floater") mit einem Durchschnittsrating von AA, investieren - also nur eine Stufe unter der Höchstmarke AAA. "Anleihen mit einem schlechteren Rating haben nämlich in der Finanzkrise deutlich mehr gelitten und weisen jetzt eine geringere Liquidität auf."

Während starke Abwertungen zum Teil Einstiegschancen bieten, warnt Köck in diesem Fall vor wirtschaftlichen Unsicherheiten. "Wir sehen schon wieder Wirtschaftswachstum in den USA und in Europa, aber wir wissen nicht, ob es sich schon um eine dauerhafte Wirtschaftsbelebung handelt. Es besteht die Gefahr eines neuerlichen Abgleitens in eine schwierige Wirtschaftsphase und deshalb raten wir unseren Kunden, in liquideren Märkten zu bleiben."

Das gehe zwar etwas zu Lasten höherer laufender Renditen - "Floater" haben einen variablen Zinssatz der sich am Marktzins orientiert -, dafür ist aber das Ausfallsrisiko eines Unternehmens geringer.