Nach dem Skandal um angebliche Schändungen des Koran durch US-Soldaten hat das Verteidigungsministerium in Washington 13 Vorfälle ausfindig gemacht, bei denen Militärangehörige das heilige Buch des Islam angeblich nicht korrekt behandelt hätten. In keinem dieser Fälle hätten Soldaten gegen die seinerzeit gültigen Vorschriften verstoßen, und alle Fälle seien "gelöst", sagte US-Brigadegeneral Jay Wood in Washington.
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Das Pentagon habe 31.000 Schriftstücke durchgesehen, um den Vorwürfen nachzugehen, sagte Wood, der das US-Gefangenenlager in der Karibik leitet. Teils habe ein Wachsoldat im US-Gefangenenlager Guantanamo in Kuba den Koran sogar nur "versehentlich berührt", teils das Buch "gar nicht angerührt", habe die Untersuchung ergeben.
"Wir haben keinen einzigen glaubhaften Beweis dafür gefunden, dass ein Militär in Guantanamo einen Koran in die Toilette geworfen hat", sagte der General am Donnerstag (Ortszeit). Vielmehr habe die Untersuchung 15 Zwischenfälle zu Tage gebracht, bei denen Häftlinge das Buch "falsch oder unangemessen" behandelt hätten.
Fünf der insgesamt 13 näher untersuchte Vorfällen könnten "allgemein als falsche Behandlung (des Korans) definiert werden", sagte der Kommandant weiter. In drei Fällen habe offenbar Absicht dahinter gesteckt, zwei seien eher unbeabsichtigt gewesen. In vier Fällen seien Aufseher die Urheber gewesen, im fünften Fall sei es einer der Vernehmer gewesen. Worin diese unkorrekte Handlungen bestanden, wollte Hood nicht sagen.
Die Ermittlungen dauern weiter an. Die Veröffentlichung eines Zwischenstands der Ergebnisse ist ungewöhnlich und Ausdruck der Bemühungen des Pentagons, die Empörung in der muslimischen Welt über berichtete Vorfälle von Koran-Schändungen einzudämmen.
Pentagonsprecher Lawrence DiRita hatte zuvor gesagt, dass der Häftling in Guantanamo, der den angeblichen Vorfall mit der Toilette berichtet hatte, dies inzwischen zurückgenommen habe. Ermittler der US-Armee hätten den Gefangenen unlängst befragt, und er habe gesagt, dass "das nicht geschehen ist".
Die US-Zeitschrift "Newsweek" hatte Anfang Mai berichtet, dass US-Soldaten in Guantanamo den Koran entwürdigt und sogar in die Toilette geworfen hätten und damit für Empörung in der islamischen Welt gesorgt. Der Bericht löste eine Welle von Protesten in vielen moslemischen Staaten aus, in Afghanistan starben dabei 14 Menschen. In der vergangenen Woche zog das Nachrichtenmagazin den Artikel vollständig zurück, weil die Quelle ihre Aussage zurückgenommen hatte.