Südkoreanische Wissenschaftler haben erstmals Stammzellen kranker Menschen geklont. Damit könnte diesen Patienten eines Tages eine Therapie mit Hilfe ihrer körpereigenen Zellen angeboten werden. Hierin liege ein enormes Heilungspotenzial, betonte der Projektleiter Hwang Woo Suk von der Nationalen Universität in Seoul.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Ergebnisse von Hwangs Forschungen wurden in der aktuellen Ausgabe des amerikanischen Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlicht.
Das südkoreanische Wissenschaftler-Team hatte vor einem Jahr erstmals einen menschlichen Embryo geklont, um für therapeutische Zwecke Stammzellen zu gewinnen - also Zellen, die den gesamten genetischen Code eines Menschen enthalten und sich zu jeder beliebigen spezialisierten Körperzelle weiterentwickeln können. Der Prozess war jedoch äußerst schwierig: Insgesamt wurden 242 Eizellen verwendet, bevor ein einziger Embryo entstand. Beim medizinischen Einsatz der auf diese Weise gewonnenen Stammzellen besteht zudem die Gefahr, dass sie vom Körper des Empfängers abgestoßen werden. Gleichwohl sind Stammzellen von Embryonen leichter zu isolieren als die von Erwachsenen - so genannte adulte Stammzellen.
Nun aber gelang es den Koreanern, die körpereigenen Stammzellen von Erkrankten verschiedener Altersgruppen zu klonen. Die Testpersonen waren zwischen zwei und 56 Jahre alt und litten an Rückenmarksverletzungen, Diabetes oder genetischen Beeinträchtigungen des Immunsystems. Sollte es gelingen, die geklonten Stammzellen dieser Patienten gezielt einzusetzen, könnte es eines Tages möglich sein, körperliche Defekte mit Hilfe einer Regeneration der eigenen Zellen zu beheben.
Bis dahin dürften allerdings noch jahrelange Forschungen notwendig sein. Gleichwohl sprachen Wissenschafter von bahnbrechenden Erkenntnissen des Teams um Hwang. Der Neurologe Fred Gage vom Salk-Institut für biologische Studien in San Diego wies darauf hin, dass zum Beispiel die Behandlung von Alzheimer-Patienten mit dem Klonen von deren Stammzellen erheblich erleichtert werden könnte. Man würde dann Auskunft über die Entwicklung der Krankheit im Frühstadium erhalten und könnte die geklonten Zellen gezielt zur Heilung einsetzen.
Zweifellos wird der Erfolg der Südkoreaner auf diesem Gebiet, aber auch die Debatte um die Ethik solcher Forschungen neu beleben. Weltweit umstritten ist die Methode, menschliche Embryonen zu klonen und dann nach einigen Tagen wieder zu zerstören. Das Klonen von körpereigenen Stammzellen Erwachsener würde Bedenken dieser Art ausschalten.