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Korrekturen im Gesetzesentwurf

Von Martina Madner

Politik

Nach der Begutachtung korrigiert der Bildungsminister seine Deutschförderpläne: Extra Klassen gibt es nun nur für Schulanfänger und Quereinsteiger, und zwar ab acht und nicht sechs Kindern.


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Wien. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) zeigt sich als nicht unbelehrbar. Im Gegenteil, er habe die Stellungnahmen zum Gesetz zu den Deutschförderklassen genau studiert. Er nehme die Anregungen nicht nur zur Kenntnis, sondern einige davon auch auf, ließ den Gesetzesentwurf dementsprechend abändern und legt im heutigen Ministerrat eine neue Regierungsvorlage vor.

Was bleibt? Der Minister glaubt nach wie vor daran, dass Schulkinder in den extra Förderklassen rascher Deutsch erlernen als im Klassenverbund integriert: "Das Berliner Modell macht mich optimistisch." Auch in Deutschlands Hauptstadt gibt es extra Deutschklassen, und: "Mehr als 50 Prozent werden nach einem Semester in die Regelklassen überführt."

Mischung aus extra Klassen und weniger Kursstunden

Die wesentlichen Änderungen erläutert Martin Netzer, im Ministerium für Bildungsentwicklung zuständig: Eigene Deutschförderklassen waren im Gesetzesentwurf ab sechs Schülern vorgesehen. In der Regierungsvorlage sind es nun acht Schüler. Neu ist auch, dass die Schulen mehr Spielraum haben: Deutschförderklassen können auch klassen-, schulstufen- und schulartenübergreifend gebildet werden.

Gibt es in einem Jahrgang an einer Schule weniger als acht Schüler mit solchem Förderbedarf, können sie - wie bisher auch schon - integrativ unterrichtet werden und zusätzliche Deutschförderstunden erhalten. Bislang waren das elf, im Entwurf dagegen nur mehr sechs Stunden. Das bleibt auch in der Regierungsvorlage so. Warum? "Weil die Stundenanzahl bisher schon oft nicht ausgeschöpft wurde", erläutert Netzer.

Anders ist nun auch, dass die extra Klassen und Kurse als Alternative im Entwurf für alle rund 34.000 außerordentlichen Schüler vorgesehen waren. Jetzt plant man die Klassen "nur" noch für die außerordentlichen Schüler der ersten Schulstufe sowie Quereinsteiger, die neu ins Land zugewandert sind - sofern sie dem regulären Unterricht auf Deutsch nicht folgen können. "Das verringert die 34.000 um circa ein Viertel", sagt Netzer. Außerdem sei mit weniger Zuwanderung, damit weniger förderungsbedürftigen Kindern zu rechnen.

Weniger Kosten, dieder Bund übernimmt

Den Berechnungen des Ministeriums zufolge hätte der Gesetzesentwurf für 233 zusätzlich notwendige Schulklassen österreichweit gesorgt, nun sollen es "nur" 80 werden. Für diese benötige man 440 Lehrer, "diese sind schon budgetiert, stehen also zur Verfügung", sagt Netzer.

Für die Bundesländervertreter hat auch der Minister eine gute Nachricht, und zwar zur Kostenfrage. Er sagt: "Geld sitzt nie locker, aber diese Kosten wird der Bund übernehmen."

Eigentlich eine gute Ausgangsbasis für Wiens Politik, mit der das Ministerium noch über die genaue Summe in Verhandlungen tritt. Wiens Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky ist allerdings nach wie vor nicht von den Regierungsplänen begeistert. Aus inhaltlichen Gründen: Das Modell werde von Pädagogen "zu Recht abgelehnt", es sei "enttäuschend, "dass es dennoch durchgedrückt werden soll." Die Stadt ist außerdem Hauptbetroffene: Während man in anderen Bundesländern mit weniger Klassen auskommen dürfte, muss die Hauptstadtpolitik aufgrund des Gesetzes voraussichtlich 22 zusätzliche Volksschul- und weitere 45 Neue Mittelschulklassen einrichten.