Fast jeder zehnte Österreicher hat im vergangenen Jahr Schmiergeld bezahlt. | Berlin/Wien. Die Zahl der weltweiten Korruptionsfälle hat Experten zufolge in den vergangenen drei Jahren zugenommen. Dieser Ansicht waren 60 Prozent der Befragten einer Umfrage von Transparency International (TI) zum Korruptionsbarometer 2010. Jeder Vierte gestand ein, im vergangenen Jahr Schmiergelder gezahlt zu haben, wie aus dem am Donnerstag anlässlich des Internationalen Anti-Korruptionstages vorgestellten Bericht hervorging.
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Besonders schlecht wird die Korruptionsentwicklung in Europa und Nordamerika beurteilt. Dort gehen 73 beziehungsweise 67 Prozent davon aus, dass die Menschen in den vergangenen drei Jahren empfänglicher für Bestechlichkeit geworden sind. Sieben von zehn Befragten sagten, sie würden Korruptionsfälle anzeigen.
Am weitesten verbreitet waren Schmiergeldzahlungen dem Korruptionsbarometer zufolge in Afrika südlich der Sahara. Hier zahlte mehr als die Hälfte der Befragten in diesem Jahr bereits Schmiergelder an korrupte Beamte. Danach folgten der Nahe Osten sowie Nordafrika, wo gut ein Drittel von solchen Zahlungen berichtete. In Europa und in Nordamerika lag der Anteil derer, die in den vergangenen zwölf Monaten Bestechungsgelder zahlten, bei fünf Prozent. Bezogen auf einzelne Länder waren Afghanistan, Kambodscha und Kamerun, aber auch Indien, die palästinensischen Gebiete und Sierra Leone auf den vorderen Plätzen.
In Österreich gaben neun Prozent der Befragten an, im vergangenen Jahr Schmiergeld gezahlt zu haben. Ähnliche Werte haben Bulgarien, China oder Japan. Besonders betroffen war nach Ansicht der Österreicher die heimische Wirtschaft, gefolgt von den politischen Parteien, während in anderen Ländern eher die Bestechlichkeit der Polizei sowie des Justizsystems beklagt wurde. In Österreich habe das Ausmaß an Korruption in den vergangenen drei Jahren nicht abgenommen, meinen die meisten: 45 Prozent sagten, es sei konstant geblieben. 46 Prozent sahen eine Steigerung.
EU will Korruption den Kampf ansagen
Die EU-Kommissarin für Innenpolitik, Cecilia Malmström, kündigte an, den Kampf gegen Korruption in Europa zu verstärken. "Die Maßnahmen, die bis jetzt in der EU ergriffen wurden, haben noch keine überzeugenden Ergebnisse gebracht", sagte sie in einem Interview der Tageszeitung "Die Welt". Deutliches Zeichen dafür sei, dass eine Mehrheit der EU-Bürger glaube, dass es in den Verwaltungen ihrer Länder Korruption gebe.
Transparency International hat nach eigenen Angaben für das Korruptionsbarometer mehr als 91.000 Menschen in 86 Ländern und Regionen befragt. Im Mittelpunkt standen unter anderem Bagatellfälle und Bewertungen von öffentlichen Institutionen.