Zum Hauptinhalt springen

Korruptionssumpf in Peru

Von Ines Scholz

Politik

Die Welle der Skandale um Perus Präsidenten Alejandro Toledo reißt nicht ab: Nach etlichen bekannt gewordenen Korruptionsfällen in seiner engsten politischen und privaten Umgebung steht nun auch er selbst unter einschlägigem Verdacht.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Toledo soll in Zusammenhang mit dem Verkauf einer Bierbrauerei von einem kolumbianischen Getränkeunternehmen 5 Mio. Dollar an Bestechungsgeldern kassiert haben. Bekannt wurde die Affäre, weil der ehemalige Berater des Präsidenten, Cesar Almeyda, gegenüber dem Top-Nachrichtenmagazin "Caretas" freimütig plauderte. Almeyda selbst will, wie er einem anderen Medium schon früher anvertraut hatte, als damaliger Berater im Präsidentenpalast ebenfalls Geld für den Deal erhalten haben. Der Verkauf wurde von der staatlichen Aufsichtsbehörde schließlich auch bewilligt.

Toledo, der die Wahl mit dem Versprechen gewonnen hatte, den von Vorgänger Alberto Fujimori hinterlassenen Korruptionssumpf trocken zu legen und mittlerweile, nach drei Jahren Amtszeit, zum unbeliebtesten Staatschef Lateinamerikas avancierte, reagierte auf die Anschuldigungen trotzig mit der Offenlegung seiner Kontoauszüge. Der Staatliche Anti-Korruptions-Beauftragte Ivan Meini, der ein Ermittlungsverfahren gegen den Präsidenten nicht ausschließt, konnte diese Aktion nicht überzeugen: Man lege "illegale Gelder ja kaum auf ein Konto, das den eigenen Namen trägt". Gerüchte um ein Geheimkonto der Familie Toledo in Luxemburg kursieren.

Die Bier-Affäre ist indes nicht die einzige, deretwegen die Familie Schlagzeilen macht. Wegen der vermuteten Veruntreuung von Geldern der Weltbank laufen Ermittlungen gegen Toledos Ehefrau Eliane Karp. Untersuchungsrichter prüfen gar ein Ausreiseverbot. Gegen seinen Bruder, Inhaber einer Telefongesellschaft, läuft ein Verfahren wegen Betrugsverdachts, gegen die Schwester wegen Unterschriftenfälschung. Auch zwei Minister mussten in den vergangenen zwölf Monaten wegen illegaler Machenschaften den Hut nehmen.

In der Bevölkerung des verarmten Andenstaates hat der frühere Indigenen-Führer das Vertrauen verspielt. Die Zustimmungsrate liegt bei acht Prozent, seine Wiederwahl 2005 scheint ausgeschlossen. Erste Risse bekam das Saubermann-Image des 58-Jährigen schon kurz nach Amtsantritt, als er sein Präsidentengehalt auf 18.000 Dollar erhöhte. Mittlerweile gibt er sich mit 8.000 Dollar zufrieden.