Russland und Serbien drohen mit Teilung der Provinz. | Brüssel. Kurz vor den Richtungswahlen in Serbien verstärkt Russland seine Drohkulisse für den Fall der Anerkennung eines unabhängigen Kosovo. Das derzeit der EU vorsitzende Slowenien ist indes in eine unangenehme Affäre um durchgesickerte Protokolle von geheimen Gesprächen mit US-Spitzendiplomaten verwickelt.
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Moskau drohte unverhohlen mit einem nicht näher präzisierten Maßnahmenpaket als "adäquater" Reaktion auf die Anerkennung einer "völkerrechtswidrigen" Unabhängigkeit des Kosovo. Wie der serbische Kosovo-Minister Slobodan Samardzic warnte der russische Kosovo-Vermittler Alexander Bozan-Chartschenko vor die Abtrennung der mehrheitlich serbisch bewohnten Gebiete im Norden des unter UN-Verwaltung stehenden Gebiets.
In Serbien hat sich die Stimmung noch durch die Veröffentlichung von internen Protokollen verschlechtert, laut denen die USA den Slowenen letzten Dezember Tipps für die Abwicklung der angestrebten "koordinierten Unabhängigkeitserklärung" des Kosovo gegeben haben. Das in slowenischen und serbischen Zeitungen veröffentlichte Dokument skizziert den aus Washingtoner Sicht idealen Weg des Kosovo in die Unabhängigkeit. So sollte die Erklärung der Kosovaren an einem Sonntag erfolgen, damit Russland nicht sofort den UN-Sicherheitsrat einberufen könne. Bis dahin würden bereits einige Anerkennungen vorliegen - idealerweise die erste aus Slowenien. Wichtiger als die Anerkennung durch alle EU-Staaten sei die Etablierung der zivilen Friedensmission. Die USA würden den Kosovo rasch anerkennen und hätten positive Signale aus Japan, der Türkei und arabischen Staaten erhalten. Washington würde UNO-Generalsekretär Ban-Ki Moon bei Problemen mit Russland helfen.
Unklar bleibt nach der Veröffentlichung des Protokolls, ob Slowenien eingewilligt hat, die Wünsche der USA so weit wie möglich zu erfüllen oder überhaupt der gleichen Meinung ist. Allerdings werde das Land künftig wohl "einige Schwierigkeiten" mit den USA haben, "die uns ihre Standpunkte nun vermutlich nicht mehr anvertrauen werden", sagte der slowenische Außenminister Dimitrij Rupel.