Wienerberger will Ausnahme für Ziegelhersteller bei Emissionshandel. | Brüssel. Der österreichische Wienerberger-Konzern sieht eine Kostenlawine auf die Ziegelbranche zukommen, sollte das für 23. Jänner erwartete Energie- und Klimapaket der EU-Kommission unverändert realisiert werden. Die ab 2020 geplante Versteigerung von 100 Prozent der CO 2 -Zertifikate und fehlende Klimazölle stören den für Westeuropa zuständigen Vorstand Heimo Scheuch und Wienerberger-Cheflobbyisten Gerhard Koch.
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Bei der Versteigerung der Zertifikate würde "Spekulanten Tür und Tor geöffnet", sagte Scheuch. Schon beim heutigen Preis von gut 23 Euro pro Zertifikat müsste Wienerberger 70 Mio. Euro im Jahr zusätzlich ablegen, so Koch. Und beim harten Wettbewerb in der Baustoffbranche könnten die Kosten auch nicht leicht auf die Kunden abgewälzt werden. Schon bei einem vorsichtig geschätzten Zertifikatspreis von 30 Euro würde eine Tonne Ziegel um fünf Euro oder rund zehn Prozent teurer. Inzwischen gingen seriöse Schätzungen bereits von Preisen über 100 Euro für 2020 aus.
"Zu hoher Aufwand für Betriebe und Behörden"
Ganz grundsätzlich in Frage stellte Koch die Einbeziehung der Ziegelindustrie in das Europäische Emissionshandelssystem (ETS): Die gesamte Keramikbranche betreibe zehn Prozent der Industrieanlagen in der EU, stoße aber lediglich 0,5 Prozent der Treibhausgase aus. Völlig unverhältnismäßiger Verwaltungsaufwand treffe daher Betriebe und Behörden. Koch will deshalb für den Sektor Energieeffizienzvorgaben laut neuesten technologischen Standards statt der Teilnahme am ETS. Ausnahmen für kleine Anlagen mit einem CO 2 -Ausstoß bis 10.000 Tonnen pro Jahr seien dagegen "willkürlich und wettbewerbsverzerrend."
Zur Durchsetzung seiner Forderungen setze Wienerberger jetzt auf den politischen Prozess nach der Präsentation der Kommissionsvorschläge, erklärte Koch. Immerhin 200 der 268 Ziegelwerke des Unternehmens liegen in der EU und sind damit von den Brüsseler Plänen betroffen.