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Kot gegen Klimawandel

Von Alexandra Grass

Wissen
Große Waldbewohner sorgen für den Erhalt der Regenwaldriesen.
© University oft East Anglia/Pedro Jordano

Die Ausrottung großer Tiere könnte sich negativ auswirken.


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São Paulo/Wien. Eine Strategie gegen den Klimawandel lautet, den weltweiten Baumbestand zu erhöhen, damit mehr Bäume mehr Kohlendioxid aufnehmen und mehr Sauerstoff abgeben.

Um den Klimawandel abzubremsen, wird es aber nicht ausreichen, nur die großen tropischen Regenwälder - unsere riesigen Kohldioxid-(CO2)-Speicher - zu schützen. Denn auch deren vor allem durch Jäger und Rodungsmaßnahmen bedrohte Bewohner tragen maßgeblich zum Erhalt der grünen Oasen bei. Dabei sind es vor allem die größeren Tiere, die im Regenwald ihren lebenserhaltenden Beitrag leisten. Eine Ausrottung von Affen, Tapiren und Tukans würde für das Klima eine Negativwende zur Folge haben, wie ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Science Advances" berichtet.

Den Tieren kommt im Regenwaldkreislauf vor allem als Befruchter eine immens wichtige Rolle zu. Denn in ihrem Kot und damit am Ende der Verdauungsmaschinerie befinden sich unzählige Pflanzensamen, die von Affe und Co. in weiten Teilen des Gebiets ausgebracht werden und damit für neues Leben sorgen.

89 Prozent der Gehölze

Warum gerade die größeren Waldbewohner als besonders schützenswert gelten, erklärt das Forscherteam um Carlos Peres von der Sao Paulo State University in Brasilien in seiner aktuellen Studie. Große Tiere fressen große Samen, große Samen produzieren große Bäume und große Bäume speichern besonders viel CO2. So könnte die Antwort ganz vereinfacht lauten. Im Atlantischen Regenwald Brasiliens sind es immerhin 89 Prozent der Gehölze, die von Tieren verbreitet werden.

Das Holz der riesigen Bäume des Urwalds - wie etwa Mahagoni, Teak oder Ebenholz - ist durch eine sehr hohe Dichte gekennzeichnet und wird damit im Gegensatz zu den kleineren grünen Mitbewohnern zum besonders guten Speichermedium für das Treibhausgas Kohlendioxid, erklären die Forscher. Wachsen genügend junge Bäume nach, fördert das die Speicherkapazität. Verschwinden die großen Befruchter, ist das Ende der großen Bäume jedoch absehbar.

"Wir sehen nicht nur den Verlust charismatischer Tiere, sondern auch jener Interaktionen, die den Schüssel des Ökosystems darstellen", betont Peres die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen.