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Koteletten haben immer Saison

Von Christina Böck

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Dass die Briten einen speziellen Humor haben, das weiß man ja. Aber diese Meldung überraschte wohl sogar erfahrene Beobachter der Inselmentalität. Großbritannien, also eigentlich die BBC, hat sich nämlich entschlossen, Engelbert Humperdinck zum Song Contest zu schicken.

Damit ist, liebe Bildungsbürgerschaft, mitnichten der Komponist von "Hänsel und Gretel" gemeint. Sondern ein englischer Barde, von dem böse Zungen behaupten, er sei nur unwesentlich jünger.

Engelbert Humperdinck, das ist ein britischer Schnulzensänger, den zumindest jene kennen, die sich an die 1980er-ORF-Sendung "Wurlitzer" erinnern. Das war jener, der ein bisschen wie Roy Black ausgesehen hat, aber verstörenderweise englisch gesungen hat. Zu der Zeit war Engelbert auch schon seit 20 Jahren überstandig. Von den schnittigen Koteletten hat sich die Weichspül-Version von Tom Jones übrigens nie getrennt. Jetzt sind sie halt ein bisschen angegraut, dafür sitzt der schwarze Kajalstrich nach wie vor perfekt.

Nun ist man als Österreicher heuer schwerlich in der besten Lage, über andere Teilnehmer des Eurovisionssingbewerbs zu spotten. Man kann nur hoffen, dass die wackelnden Neon-Hinterteile der österreichischen Delegation dem 75-jährigen Briten nicht den Rest geben. Eine andere Frage ist allerdings, ob die BBC, die sich ja eigentlich nicht mehr als "Tantchen" ("Auntie") bezeichnet sehen will, hier einen neuen Trend setzen kann. Der Hang zum Jugendkult hält ohnehin schon zu lang an. Um die Mütchen hierzulande zu kühlen, könnte man dann nächstes Jahr zum Beispiel Harald Serafin schicken.