Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das angenehme Wiedersehen mit "Inspektor gibt's kan" Kottan Samstagnacht hat uns ein zutiefst unerfreuliches Ereignis beschert: der Tod von Helmut Zenker. Der ORF hat schnell reagiert und Österreichs populärsten fiktiven Polizisten kurzzeitig wieder Dienst versehen lassen. War die Programmierung, Kottan als Nachtunterhaltung, schon zumindest ungeschickt, so kann man die Abfolge der drei Krimis als schlicht verunglückt bezeichnen. Denn Kottan 3, dargestellt von
Lukas Resetarits, eröffnete den Reigen und Ur-Kottan Peter Vogel durfte mit der ersten Kottan-Folge "Hartlgasse 16a" erst den Abschluss bilden. Die Entwicklung vom depressiv-grantigen, mit Vorurteilen behafteten Kottan 1 zum lockeren, um keinen Schmäh verlegenen Kottan 3 wurde dem Zuseher im Krebsgang vorgeführt.
Der beste Kottan, den es je gab, war allerdings der Grazer Franz Buchrieser. Die Folge "Wien Mitte" vermittelte bereits die Mischung aus trostloser Milieubeschreibung und Slapstick-Elementen, die in der Folge Kottan unsterblich werden ließen. Noch stärker und schwärzer wäre allerdings die Folge "Drohbriefe" gewesen - ebenfalls mit Buchrieser. Wunderbar war es jedenfalls, das Wien der 70er Jahre wiederzuerleben. Allerdings nicht das romantische Hochglanz-Wien, das etwa in "Kommissar Rex" vornehmlich dem teutonischen Seher geboten wird, sondern das ernüchternd-graue Vorstadt-Wien zwischen Wallensteinplatz und Wien-Mitte mit dem grantigen Ermittler als Stadtführer. Ein Erlebnis, das uns der ORF durchaus öfters bieten könnte.