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Kovats-Imperium auf Einkaufstour

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Mirko Kovats und Ronny Pecik schaffen es, seit Monaten in den Schlagzeilen zu sein. Zuerst mit ihrer Beteiligung bei der VA Tech mit anschließendem Verkauf ihres Aktienpaketes an Siemens Österreich. Nun versuchte Kovats in einem privaten Alleingang ohne seinen Partner Pecik zum Banker aufzusteigen. Doch sein Einstieg bei der Bank Burgenland scheint auf tönernen Füßen zu stehen. Beim Schweizer Tochterkonzern Unaxis haben die jüngst bekannt gegebenen Verluste den Hauptaktionär überrascht. Nun wird an der Zukunftsstrategie gefeilt.


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Partner Pecik hielt sich, obwohl er jahrzehntelange einschlägige Erfahrung im Bankwesen mit sich brächte, aus dem Bank Burgenland-Deal ganz heraus. Engagements in Bereichen, wo die Politik mitspielt, seien nicht seine Sache, betont Pecik im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Abseits des Kovats'schen Burgenland-Abenteuers ist die Industriegruppe der beiden Partner aber flott unterwegs. Die Machtübernahme beim Schweizer Konzern Unaxis ist zwar geglückt, allerdings haben die Umsatz- und Verlustzahlen, die das neue Unaxis-Management vor wenigen Tagen präsentiert hat, frustriert. "Da war ich überrascht, das alte Management hat uns nicht korrekt informiert", so Pecik.

Noch vor zwei Monaten hatte Pecik gefordert, dass der Schweizer Konzern heuer 60 Mio. Euro Gewinn auszuweisen hätte, nun wäre man schon zufrieden, wenn ein positives Ergebnis am Jahresende herausschauen würde. Der österreichische Hauptaktionär lässt nun sämtliche Vereinbarungen der alten Führungsmannschaft überprüfen, um keine bösen Überraschungen mehr zu erleben. Ein gerichtliches Nachspiel für die frühere Managertruppe schließt Pecik dabei nicht aus. Vor allem am einstigen Verwaltungsratspräsident Rauh lässt Pecik kein gutes Haar: "Der wollte einen Golden Handshake zum Abgang. Als er diesen nicht bekam, zeigte er sein wahres Gesicht." Die nackten Tatsachen bei Unaxis lauten: 30% weniger Umsatz, 35% weniger Auftragseingang, das Betriebsergebnis drehte von plus 43 Mio. Franken auf minus 112 Mio. Franken.

Neue Strategie

Nun wird an einer neuen Strategie gefeilt, die in einigen Wochen präsentiert werden soll. Ein Eckpunkt dabei ist die Entscheidung, was mit der hochdefizitären Halbleitersparte passiert. Zur Diskussion stehen eine Ausgliederung oder die Hereinnahme eines Partners.

Überlegt wird weiters der Zukauf von Firmen. Die Verhandlungen mit der Schweizer Firma Saurer sind bereits weit gediehen. In der Kriegskasse von Unaxis befinden sich noch immer über 500 Mio. Franken.

Angedacht ist auch das Zusammenführen der österreichischen A-Tec-Gruppe mit Unaxis. "Ich sehe hier einige Synergie-Effekte, etwa im Bereich unserer weit verzweigten ausländischen Aktivitäten". Eine eventuelle Vereinigung würde in Form eines Aktientausches über die Bühne gebracht.

Offen sei dabei noch, ob die deutsche Maschinenfabrik Müller Weingarten mit eingebunden wird. Die Kovats/Pecik-Gruppe plant, 68% der Anteile zu übernehmen. Die Verhandlungen sind in der Zielgeraden, die deutschen Verkäufer hätten aber noch einige zusätzliche Wünsche geäußert.

Geklärt muss auch noch werden, ob man an Unaxis eine Mehrheit behalten solle. Bis September wird noch das restliche Aktienpaket des früheren Mehrheitsaktionärs Anda/Bührle übernommen, womit dann 56% der Aktien gehalten werden. Optionen auf weitere 8% Unaxis-Aktien werden wieder abgegeben. Der neue Finanzvorstand hat nun zu prüfen, wie Verlustvorträge in Höhe von rund 1 Mrd. Franken am besten verwertet werden können. Im Rahmen der neuen österreichischen Gruppenbesteuerung können Verluste bei Auslandstöchtern, an denen man zumindest 50% hält, gewinnmindernd geltend gemacht werden.

In Anbetracht des Unaxis-Engagements ist man von dem noch vor wenigen Monaten geäußerten Plan eines Börseganges der A-Tec vorerst einmal abgerückt. Die Gruppe wird nach Aussage Peciks heuer einen Gewinn von rund 40 Mill. Euro machen.

Ein weiteres großes Projekt steht derzeit noch in den Sternen. Die Hydro-Sparte der VA-Tech muss der neue Eigentümer Siemens abgeben. Die Kovats-Gruppe hat ihr Interesse angemeldet, zu Gesprächen darüber ist es aber bisher noch nicht gekommen.

Bisher haben sich die beiden Österreicher ein Industrie-Imperium mit rund 3 Mrd. Euro zurechtgezimmert. Sowohl Kovats als auch Pecik haben dabei ihre eigenen Hobbys. Kovats versucht, groß im Bankgeschäft einzusteigen (die beiden Partner haben bereits gemeinsam die kleine M&A-Bank unter ihrer Kontrolle), Pecik bastelt an einer kleinen Fluglinie. Vier kleine Jets zum Transport von Managern hat er bereits, ein fünftes Fluggerät wird in Kürze in den Dienst gestellt.