Die österreichische Industriegruppe um Mirko Kovats hat den Kampf um die Schweizer Unaxis-Gruppe gewonnen. Am Wochenende gab der zweite Großaktionär, die Schweizer Familie Bührle, auf. Sie verkaufte ihr Aktienpaket von 21% an die Österreicher, die damit weit über 50% der Anteile halten. Nun soll ein Sanierungskonzept ausgearbeitet werden.
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Der kolportierte Einstieg der Kovats-Gruppe beim Linzer Textilmaschinenbauer Fehrer (die Schweizer Saurer-Gruppe kommt zum Zug) war eine "Zeitungsente" (Originalton Ronny Pecik, Partner von Kovats), die Übernahme des Schweizer Unaxis-Konzerns ist dagegen geglückt.
Am vergangenen Freitag hielt die Kovats-Gruppe ein Aktienpaket von 37% plus Optionen für den Kauf weiterer 12% in Händen, also insgesamt 49%. Überraschend erklärte sich dann am Wochenende die Familie Bührle - die 21% der Unaxisaktien über die Ihag-Holdingstiftung hält - bereit, zu verkaufen. Kovats und Pecik hatten in letzter Zeit dabei keinen Kontakt mehr zu Bührle. Der nun abgeschlossene Deal lief über einen Vermittler. Über den Kaufpreis will man nicht sprechen. 7% der Aktien werden sofort übertragen, das restliche Paket noch im Juni. Es ist davon auszugehen, dass das Optionenpaket in Höhe von 12% nun nicht mehr gebraucht wird, da man ja bereits die Mehrheit mit 58% hält.
Als nächster Schritt könnte aber durchaus ein Übernahmeangebot für sämtliche Aktien angedacht werden, man hätte dabei kein Problem mit der Finanzierung, wird der "Wiener Zeitung" von Unternehmensvertretern erklärt.
Damit befindet sich die Kovats-Gruppe nun in einer komfortablen Position. Es ist davon auszugehen, dass der Unaxis-Verwaltungsrat, der den heimischen Investoren bisher nicht freundlich gegenübergestanden war, sich nun besinnen wird. Am 28. Juni wird eine außerordentliche Generalversammlung stattfinden, bei der Verwaltungsrat und Geschäftsführung nach den Wünschen der Österreicher neu gestaltet werden.
Die Beschlüsse der letzten Generalversammlung - neuer Verwaltungsrat, Nominalherabsetzung mittels Barrückzahlung an Aktionäre, Statutenänderung für Erstellung eines Übernahmeangebotes -, die gegen den Willen der Kovats-Gruppe gefasst und von dieser gerichtlich angefochten wurden, werden nun wohl kein Streitpunkt mehr sein. Auch ein Verfahren, das die Schweizer Übernahmekommission eingeleitet hat, um zu kontrollieren, ob Kovats & Co. nicht schon jetzt zur Erstellung eines Übernahmeangebotes verpflichtet wären, wird keinen Einfluss auf die weitere Entwicklung mehr haben. Ohne Gegenwind kann Mirko Kovats nun daran gehen, eine industrielle Strategie für Unaxis zu entwickeln.
In den nächsten 100 Tagen "werden wir die Ärmel hochkrempeln und neue Ziele festlegen", meint etwa Ronny Pecik. Die Kostenstrukturen sollen genau durchleuchtet werden. Kovats & Co hätten schon bisher zeigen können, dass man Mischkonzerne erfolgreich sanieren könne. Unaxis soll dann in Zukunft als fünfte Division im A-Tec-Konzern der Kovats-Gruppe angesiedelt werden, womit sich der Umsatz von 1,2 auf 2,5 Milliarden Euro erhöhen würde.
Die Finanzierung des Unaxis-Deals ist gesichert, ein Drittel wird mittels Eigenkapital, zwei Drittel über Bankkredite, bei denen die Unaxisaktien als Sicherheit hinterlegt werden, aufgebracht. Für den Eigenkapitalanteil konnten 15 heimische Investoren, unter anderem Georg Stumpf (Immobilien), Niki Lauda, Industriellenchef Veit Sorger, Engelbert Wenckheim (Ottakringer), Alfons Haiden (früher Bank Austria-Chef) gewonnen werden. Diese Investoren zeichnen Genussscheine, die ihnen Anteile an der Victory-Holding (die sämtliche Unaxisaktien hält) sichert. Ein Stimmrecht ist damit allerdings nicht verbunden.
Für die Unaxisfinanzierung wurden bisher rund 700 Millionen Euro aufgebracht. Für die Finanzierung des A-Tec-Konzerns werde, so Felice de Grandi (für die Finanzen in der Kovats-Gruppe verantwortlich), eine längerfristige Unternehmensanleihe in Höhe von 200 Millionen Euro aufgelegt werden. Bereits im März wurden als "private placement" 20 Millionen am Markt aufgenommen.