Ein Österreicher mischt die Schweizer Wirtschaftslandschaft auf. Der heimische Industrielle Mirko Kovats sorgt für Aufregung beim Nachbarn und hat bereits die nächste Übernahme-Stufe gezündet: Seinen Aktienanteil am Schweizer Technologiekonzern Unaxis hat er bereits auf rund 27% aufgestockt.
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Nach der Bekanntgabe von zuerst 12, dann 21% liegt man nun bei 27% Unaxis-Aktien. Ein Teil physisch in Aktien, der größte Teil in Optionen auf Aktien, insgesamt 4 Mio. Nun sollen nach und nach die Optionen in Aktien gewandelt werden, was auch notwendig ist, will man bei der Hauptversammlung Ende April als größter Aktionär auftreten. Kostenpunkt: Etwa 400 Mio. Euro. Damit ist Kovats mit hoher Wahrscheinlichkeit der größte Aktionär, die Schweizer Familie Bührle verfügt über ein Aktienpaket von etwas mehr als 20%.
Erste Gespräche mit Bührle über die Zukunft von Unaxis fanden bereits statt - die Gespräche seien "konstruktiv" verlaufen. Kovats hat signalisiert, an einer Übernahme von Bührle-Anteilen interessiert zu sein. Weitere Zukäufe sind jedenfalls zu erwarten, müssen aber erst bei Überschreiten von 33% bekannt gegeben werden.
Kovats hat aber bereits jetzt eindeutig erkennen lassen, dass er Einfluss auf das Schicksal von Unaxis nehmen, dabei aber, wie er sagt, nicht als unfreundlicher Investor auftreten möchte. Ende April wird eine Generalversammlung bei Unaxis stattfinden, bei der entsprechende Anträge eingebracht werden sollen. Denn Kovats ist der Meinung, dass die Firma über eine "tolle Technologie" verfüge, Management und Eigentümerstruktur aber großen Verbesserungsbedarf aufwiesen. Unaxis zähle zwar zu einer der besten Firmen der Schweiz, allerdings mit riesigem Vermögensverlust.
Was hat nun Mirko Kovats veranlasst sich bei einer für seine Verhältnisse derart großen Firma zu engagieren? Analysten schätzen zwar Konglomerate nicht, für Kovats sind derartige Firmenverbände äußerst attraktiv, weil sie sich als stabil erweisen, unter der Voraussetzung, dass sie gut geführt werden. Interessant ist für Kovats, dass nach den geltenden Schweizer Bestimmungen bisher noch kein öffentliches Übernahmeangebot zu legen ist. In Österreich ist dies anders, da kann bei Erreichen eines Anteils zwischen 20 und 30% (eine Übernahmekommission entscheidet) bereits ein Übernahmeangebot fällig sein, wie vor kurzem eine Diskussion im Falle Boehler Uddeholm zeigte.
Finanzierung kein Problem
Der Unaxis-Aktienkauf wird über die wieder neu geschaffene Victory-Holding abgewickelt. Die Finanzierung sei dabei, so Kovats, kein Problem. Eigenkapital und frisch aufgenommenes Genussscheinkapital seien ausreichend vorhanden.
Der Unaxis-Deal wird vorerst als reine Finanzbeteiligung gesehen. Sollte das Aktienpaket aber größer werden, könnte man sich durchaus die Frage stellen, ob es sich nicht um eine industrielle Investition handelt.
Bliebe noch zu klären, ob es mit den Firmen des Konzerns, die unter dem Dach der A-Tec-Holding zusammengefasst sind, gewisse Synergieeffekte gäbe - die Kovats-Gruppe betont, dass das derzeit nicht im Vordergrund stehe.
Weitere Zukäufe geplant
Im Moment wird zwischen dem Unaxis-Engagement und den restlichen Aktivitäten des Kovats-Konzerns getrennt. Und dieser plant in den kommenden Monaten einige weitere Zukäufe. Der A-Tec-Konzern steht auf vier Beinen, der ATB-Antriebstechnik, der Austrian Energy Environment, den Montanwerken Brixlegg und der Emco Holding.
Die ATB-Antriebstechnik ist an der Wiener Börse notiert, die Kovats-Gruppe hält allerdings 86%. Die vor kurzem veröffentlichen Umsatzzahlen sind günstig, es werden Gewinne gemacht. (Umsatz plus 20% auf 181 Mio. Euro, Betriebserfolg 4,6 Mio. Euro). Zu dieser Gruppe gehört auch die vor kurzem erworbene serbische Firma Sever. Ein zusätzliches Engagement bei der zur Privatisierung anstehenden Hydraulikfirma Prava Petoleka sei, so Kovats, im Moment nicht konkret.
Für drei von den vier Bereichen sind im Moment Zukäufe weiterer Unternehmen in Verhandlung. Die Kandidaten kommen aus Österreich und Europa, allerdings nicht aus der Schweiz. Die vor einigen Wochen angedachte Übernahme von zwei Schweizer Firmen ist somit hinfällig.
Sobald diese Phase abgeschlossen ist, soll die A-Tec an die Börse - Wien oder Zürich - kommen. Das derzeit in Wien herrschende günstige Börseklima veranlasst die Kovats-Gruppe jedoch nicht, den Börsegang vorzuziehen. Dieser ist nach wie vor für Ende des Jahres, wahrscheinlich eher Anfang 2006 geplant.