Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Kanada standen diese Woche im Mittelpunkt eines von Österreich- Botschafter Wendelin Ettmayer organisierten Symposiums in Ottawa. Die Struktur der Außenwirtschaft Österreichs wie auch Kanadas sei geprägt von der dominierenden Handelsverflechtung mit "starken Nachbarn", wie Österreichs Handelsdelegierte in Kanada, Gerhard Müller (Toronto) und Christoph Grabmayr (Montreal), erklärten.
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Kanada ist Österreichs viertwichtigster Überseemarkt - nach den USA, Japan und Hongkong - berichtete Müller. Im Jahr 2000 legten die Exporte nach Kanada um 29,3% auf knapp 7 Mrd. Schilling zu. Profitiert hätten Österreichs Exporteure von der guten Konjunkturentwicklung in Kanada, dem Innovations- und Erneuerungbedarf des Industriesektors sowie auch vom "schwachen Euro". Zuwachsraten von etwa 30% konnten Industrie-Zulieferungen erzielen, davon erreichten Maschinen und Fahrzeuge allein über zwei Drittel der Gesamtexporte (4,7 Mrd. Schilling). Etwa 1.000 österreichische Firmen stünden im regelmäßigen Geschäftskontakt mit kanadischen Unternehmen, etwa 60 österreichische Tochtergesellschaften (davon 25 Produktionsniederlassungen) würden die Standortattraktivität Kanadas nützen. Österreichs Importe aus Kanada haben sich im vergangenen Jahr um 72,9% auf ebenfalls knapp 7 Mrd. Schilling erhöht. Auch hier dominieren Maschinen und Fahrzeuge - vor allem Kurzstreckenflugzeuge und Kfz-Teile - mit einem Volumen von 5,2 Mrd. Schilling und einem Anteil von 74,9% an den Gesamtimporten, gefolgt von Rohstoffen (Zellulose, Holz) und bearbeiteten Waren. Bedeutendster kanadischer Investor in Österreich ist die Magna-Gruppe von Frank Stronach mit 10 Produktionsbetrieben, 5 Entwicklungszentren sowie der europäischen Konzernzentrale in Waltersdorf vor der Bombardier-Gruppe (Rotax Motorenbau, Triebwagen für Straßen- und U-Bahn) und Tesma (Kfz-Komponenten) sowie Nortel (Telefonanlagen).
Gemeinsam sei beiden Ländern, dass sie Zugangsfunktion zu anderen Märkten erfüllen: Biete der Standort Kanada den Ausgangspunkt zum US-amerikanischen Markt, so gelte Österreich als Tor zu den mittel- und osteuropäischen Reformländern. Und ebenso, wie die Struktur der österreichischen Außenwirtschaft von der starken Handelsverflechtung mit dem Nachbarland Deutschland (33% der Ausfuhren, 41% der Einfuhren) geprägt ist, steht für Kanada der dominierende Handelspartner USA im Vordergrund. Dementsprechend vergleichbar stark seien die Bemühungen beider Länder, die Globalisierung der Wirtschaft zu nutzen, andere Märkte zu erobern und sich jeweils selbst als attraktiver Standort zu präsentieren.
Ebenso wie jene Österreichs könne sich dazu aber auch die kanadische Wirtschaft auf eine kräftige Inlandsnachfrage stützten. Abzuwarten seien die Auswirkungen des prognostizierten Wirtschaftsabschwunges in den USA. Die erst vor kurzem durch Einkommensteuersenkungen begünstigte Inlandsnachfrage sollte aber gegensteuern und heuer für ein stabiles Wirtschaftswachstum in Kanada von 2,2% (nach 4,7% im Vorjahr) sorgen, was wiederum gleichbleibend gute Chancen für Österreichs Exporteure eröffne.
Österreichs Wettbewerbsvorteil gegenüber den Mitbewerbern am kanadischen Markt bestünde vor allem im hohen Standard betreffend Technologie und Projektmanagement, erklärte Jim Hall, Chef der Kanada-Niederlassung der österreichischen Frequentis. Frequentis liefert Luftfahrt-Kontrollsysteme, ist seit 1997 mit einer Niederlassung in Kanada vertreten und gelte bei den kanadischen Partnern als "Low risk, high support"-Unternehmen. Zusammen mit den Abschlüssen aus 2000 werde Frequentis insgesamt 103 Kontrolltürme in ganz Kanada ausgestattet haben. Allein die Luftverkehrsentwicklung in Europa (1997: insgesamt 7 Mill. Flüge, 2000: 8 Mill., 2020: 16 Mill.) lasse auf eine weitere solide Geschäftsentwicklung hoffen, neben der zivilen Luftfahrt beliefere man seit kurzem auch die militärische Flugsicherung. Über die besondere Bedeutung des kanadischen Marktes berichtete Peter White, Kanada-Repräsentant für Swarovski: Swarovski habe auch mithilfe der immensen Nachfrage in Kanada den Übergang vom Industriezulieferer zum Konsumgütersektor geschafft. Seien die Kristalle aus Wattens/Tirol ursprünglich vor allem in der Industrie zum Einsatz gekommen, so habe sich seit den Olympischen Winterspielen in Innsbruck 1976 der Handel mit Souvenirfiguren und Modeaccessoires entwickelt. Heute zähle der Swarovski Sammlerclub weltweit 460.000 Mitglieder und gebe ein eigenes Magazin in acht Sprachen heraus.