Merkels Vertraute setzt sich gegen Friedrich Merz durch.
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Hamburg. Die CDU hat Annegret Kramp-Karrenbauer in einem dramatischen Wahlfinale zu ihrer neuen Bundesvorsitzenden und Nachfolgerin von Angela Merkel gekürt. Nach einer emotionalen Rede setzte sich die Saarländerin am Freitag beim Bundesparteitag in Hamburg in einer Stichwahl knapp gegen den früheren Unionsfraktionschef Friedrich Merz durch. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn war bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden.
Die Siegerin und die Verlierer riefen die CDU nach der Abstimmung einhellig zur Geschlossenheit auf. Alle drei lobten den "fairen Wettbewerb" nach 18 Jahren mit Merkel an der Parteispitze. "Dieser Aufschwung muss weitergehen", sagte Kramp-Karrenbauer.
Kramp-Karrenbauer erhielt 517 der 999 abgegebenen gültigen Stimmen, Merz 482. Nötig war eine Mehrheit von 500 Stimmen. Gesundheitsminister Jens Spahn war nach dem ersten Wahlgang ausgeschieden.
Aufruf zur Geschlossenheit
Die neugewählte CDU-Vorsitzende rief ihre unterlegenen Mitbewerber zur Mitarbeit bei der Erneuerung der Partei auf. Es gehe jetzt darum, mit allen Flügeln und mit allen Mitgliedern die CDU als Volkspartei zu erhalten und zu formen, sagte Kramp-Karrenbauer nach ihrer Wahl. Sie würde sich sehr freuen, wenn Spahn und Merz an dieser Aufgabe mitwirkten.
Die bisherigen Stellvertreter der Vorsitzenden, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl wurden im Amt bestätigt.
Es habe in den vergangenen Wochen einen Wettbewerb in der CDU gegeben, um die sie andere Parteien beneideten und der der CDU Auftrieb gegeben habe, erklärte Kramp-Karrenbauer. Dieser Wettbewerb im Geiste der Fairness dürfe mit diesem Tag nicht enden.
Vor der Wahl hatte auch die scheidende Vorsitzende Angela Merkel ihre Parteifreunde zur Geschlossenheit aufgerufen. Sie sagte, die CDU könne auch in Zeiten von Polarisierung und AfD gute Ergebnisse erringen, wenn sie geschlossen und entschlossen kämpfe. "Wohin uns nicht enden wollender Streit führt, dass haben CDU und CSU in den letzten Jahren bitter erfahren", fügte sie hinzu.
Standing Ovations für Merkel
Merkel wurde nach ihrer Rede von den 1001 Delegierten mit knapp zehn Minuten Applaus gewürdigt. Viele hielten Schilder mit der Aufschrift "Danke, Chefin" hoch. Die Kanzlerin war den Tränen sichtlich nahe. Ende Oktober hatte sie nach Kritik und Wahlschlappen in Bayern und Hessen ihren Rückzug von der CDU-Spitze erklärt.
Den Parteitag nutzte Merkel auch für einen Blick zurück. Sie sagte, die CDU habe nach der Parteispendenaffäre unter Bundeskanzler Helmut Kohl nicht klein beigegeben, "wir haben es allen gezeigt". Sie betonte, die Aussetzung der Wehrpflicht 2011 sei richtig gewesen, und verteidigte ihre Entscheidung von 2015, Flüchtlinge von der sogenannten Balkanroute in Deutschland aufzunehmen.
CDU legt in Umfragen zu
Der Parteitag sollte nach dem Willen des Bundesvorstands auch noch einen Beschluss zum umstrittenen UN-Migrationspakt fassen. Die Wähler reagierten positiv auf den Wechsel bei den Christdemokraten. Im neuen ARD-Deutschlandtrend gewannen CDU und CSU vier Prozentpunkte dazu und kamen auf 30 Prozent.