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Krankenhaussanierungen sind "keine g’mahte Wies’n"

Von Georg Hönigsberger

Politik

Die Stadt Wien will bis 2040 zwischen 5,6 und 7,9 Milliarden Euro in Spitäler investieren.


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Ein Großteil der Gemeindespitäler soll mit Neu- und Umbauten fit für die medizinische Zukunft gemacht werden. Die Bauphasen sind aufeinander abgestimmt und sollen trotz Vollbetriebs der Kliniken möglichst reibungslos über die Bühne gehen.

"Die ältesten Teile des Wilhelminenspitals stammen aus dem Jahr 1888. Obwohl das Spital (...) immer wieder umgebaut und erweitert wurde, entspricht es mit seiner Pavillon-Bauweise (...) nicht mehr den modernen medizinischen Standards." Dieses Zitat der damaligen Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) stammt aus der "Wiener Zeitung" vom 13. November 2012. Bis 2024 hätte das nun Klinik Ottakring genannte Krankenhaus neu gebaut werden und aus zwei Gebäudekomplexen bestehen sollen.

"Die Klinik Ottakring besteht aus 70 Pavillons", sagte der amtierende Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Donnerstag bei der Präsentation des Investitionsprogramms für die Gemeindespitäler. Bis 2039, so der neue Entwurf, soll es "drei bis vier zentrale Großgebäude und großzügige Grünanlagen" geben.

Überspitzt formuliert könnte man sagen: Zwei Gebäude und 15 Jahre mehr. Aber Hacker erklärt die Diskrepanz zwischen den alten und den neuen Plänen so: Die alten Konzepte beruhten "auf dem vorigen und dem vorvorigen Jahrzehnt". Das betreffe auch das 2016 präsentierte "Wiener Spitalskonzept 2030". Mit dem neuen, am Donnerstag präsentierten Investitionsplan, der bis 2040 reicht, habe man der aktuellen Entwicklung der medizinischen Standards Rechnung getragen und sei flexibel genug, um auf weitere Fortschritte in der Forschung baulich reagieren zu können. "Es ist ein ständiger Reformprozess", sagte Hacker.

Sechs Standorte

An der Grundstruktur des alten Konzeptes wird allerdings nicht gerüttelt. Es bleibt bei künftig sechs Standorten für die Spitäler der Stadt Wien: die Versorgungsregion Nord-Ost mit den Kliniken Floridsdorf und Donaustadt, die Region Süd (Klinik Landstraße, Klinik Favoriten) und die Region West (Klinik Ottakring und Klinik Hietzing). Zentralgestirn der umfassenden medizinischen Versorgung bleibt das AKH der MedUni Wien.

Alle sechs Standorte sollen eine Grundversorgung, etwa mit Notaufnahme, Innerer Medizin, Akutgeriatrie oder Neurologie bieten, wie Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbundes, erklärt. Zudem werden die Spitäler Schwerpunktzentren beherbergen, wie etwa die Dermatologie in der Klinik Landstraße oder die Kinder- und Jugendchirurgie in der Klinik Donaustadt.

"Das jährliche Budget dafür wird auf 370 Millionen Euro erhöht", sagte Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Das sei mit dem Koalitionspartner Neos bereits abgestimmt. Bis 2030 will man 3,3 Milliarden Euro für den Spitalsausbau in die Hand nehmen. Bis 2040, je nach Valorisierung, rechnet Gesundheitsstadtrat Hacker mit Kosten zwischen 6,6 und 7,9 Milliarden Euro. Wie sich die Preise entwickeln und welche Investitionen in neue medizinische Innovationen getätigt werden müssten, könne man freilich noch nicht absehen. Hacker: "Wir sprechen von einem Bauvolumen, wo es keine g’mahte Wies’n gibt."

Man habe auch aus den Fehlern beim Bau der Klinik Floridsdorf gelernt, ist Hacker überzeugt. So habe man mit der Gründung einer Projektentwicklungs- und Baumanagement GesmbH eine Forderung des Bundesrechnungshofes nach einem verantwortlichen Bauherren erfüllt. Dass es bei den Umbauten und Neubauten zu Reibungen kommen wird, ist Hacker bewusst: "Es wird Provisorien geben, es wird Belastungen geben." Es komme auf alle Beteiligten eine große Herausforderung zu.

Kritik der ÖVP

"Die Ankündigung eines Sanierungskonzeptes für die Wiener Gemeindespitäler war angesichts des offensichtlichen Handlungsbedarfs mehr als überfällig. Dass dieses aber erst mit einer massiven Verspätung starten wird und mit einer enormen Kostensteigerung verbunden ist, ist ein enormer Wermutstropfen", so die Gesundheitssprecherin der Wiener ÖVP, Gemeinderätin Ingrid Korosec, in einer ersten Reaktion.