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Krankenstände auf Rekordtief

Von Erika Bettstein

Politik

Auch 1998 blieb die Zahl der Krankenstände in Österreich auf dem Rekordtief von 1997 mit durchschnittlich 13,2 Tagen. Der Präsident des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Hans | Sallmutter, nennt die Angst der Arbeitnehmer vor dem Jobverlust als Grund dafür. Eine Interpretation, die der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Leopold Maderthaner, nicht | nachvollziehen kann.


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Wie auch Herbert Tumpel, Präsident der Arbeiterkammer (AK), sieht Maderthaner den offenkundigen Rückgang der Arbeitsunfälle als erfreuliche Entwicklung. "Das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz

greift", betont Tumpel, "gleichzeitig wissen wir von den ArbeitnehmerInnen aber auch, daß sie aus Angst um den Arbeitsplatz nicht in den Krankenstand gehen". Von den Hausärzten würde die AK wissen,

daß Patienten immer öfter die Bitte äußern, nicht krankgeschrieben zu werden. "Vielfach werden auch chronisch Kranke gekündigt", kritisiert der AK-Chef und fordert "mehr soziale Verantwortung

in jenen Betrieben, die oft unmenschlichen Druck ausüben". "Im internationalen Vergleich waren die Krankenstände in Österreich immer überhöht", erklärt Maderthaner, "freuen wir uns doch über die

erfreuliche Entwicklung und die Tatsache, daß das hervorragende Gesundheitssystem in Österreich positive Wirkung zeigt". Die Kritik an den Betrieben weist er vehement zurück: "Noch nie ist ein

kranker Mitarbeiter aus dem Bett zur Arbeit geholt worden!" Dagegen ist die "anhaltend angespannte Situation am Arbeitsmarkt" für Sallmutter ausschlaggebend dafür, daß sich "Arbeitnehmer

selbst bei unübersehbaren Krankheitsanzeichen nicht mehr trauen, zu Hause zu bleiben". Die Unternehmer würden "die hohen Arbeitslosenzahlen dazu ausnützen, sich von weniger gesunden Arbeitnehmern zu

trennen", kritisiert Sallmutter, der auch Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) ist.

Sei Inkrafttreten des ASVG 1956 stellten die jüngsten Krankenstandsdaten den Tiefstwert dar, meldete die APA. Die höchsten Durchschnittswerte hatte es 1957 mit 17,6 und 1980 mit 17,4 Tagen gegeben.

Die absolute Zahl der Krankenstandstage hatte 1992 mit 41,1 Millionen einen Höchststand erreicht. 1997 reduzierte sich diese gegenüber 1996 von 37,6 Millionen auf 35,5 Millionen Krankenstandstage.