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Krapfen statt Kipferln

Von Francesco Campagner

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Die "fünfte Jahreszeit" ist wieder mit unbarmherziger Härte hereingebrochen, wie der Winter in die Stadt. Vorbei sind die Zeiten postweihnachtlicher Depression, in denen das Fernsehprogramm ähnlich trocken und desolat wirkte, wie zur selben Zeit die dürren Christbäume in den Haushalten.

Nun wird gemeinschaftlich gelacht: Von der Nordsee bis Arnoldstein sind die Meister des volkstümlichen Hammerhumors ungebremst im Einsatz. Wer kann sich solch generalstabsplanmäßiger Belustigung schon entziehen? Willensschwache "Linsengerichtler" jedenfalls nicht.

Also weg mit den letzten Vanillekipferln, Sternspritzern und Lametta - und auf zu Krapfen, Girlanden und Confetti. Wer sich über die Verarmung und Vereinheit-

lichung der deutschen Sprache sorgt, hat nun die Möglichkeit, sich am kleinen deutschen Sprachbabylon dieser Tage zu erfreuen.

Da sprechen sie nun in verschiedenen Zungen, nur im Gegensatz zur Apostelgeschichte fällt es uns schwer, sie zu verstehen. "Kölle Alaaf", "Düsseldorfer Helau" oder "Fasnacht an Neckar, Rhein und Bodensee" - wie einige der bundesdeutschen TV-Sendungen heißen - sind Faschingsrituale, die nicht jedem zugänglich sind.

Und auch die heimische ORF-Variante ("Narrisch guat 2005") ist nicht für alle Ohren bestimmt. Da die Mimik der Darsteller nicht so überzeugend ausgeprägt ist, hat der Karnevals-/Faschings-/Fasnacht-Humor also durchaus regionale Grenzen.