Bei jedem Wechsel verpassen sich die Ministerien neuen Namen und Aussehen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. 100 Tage ist Familienministerin Sophie Karmasin im Amt - höchste Zeit, ihr Ressort für Familien und Jugend auch mit einer entsprechenden Website zu präsentieren. Unter www.bmfj.gv.at findet man diverse Informationen zu Dingen wie Familienförderung oder Kinderbetreuung - und natürlich auch zur Ministerin. Mit der Mischung aus Information und Bühne für die Ressortchefin fügt sie sich nahtlos in die Internetauftritte der übrigen Bundesministerien. Und noch etwas eint die Websites der Ministerien: Sie schauen alle komplett verschieden aus.
Während zum Beispiel in Deutschland, dem Vereinigten Königreich oder den Niederlanden die Ministerien einen mehr oder weniger einheitlichen Auftritt haben, ziert Homepage und Briefpapier der heimischen Bundesministerien jeweils ein ganz eigenes Logo. Im Fall des Familienministeriums etwa sind es die in der Farbe Magenta zu einem Icon verbundenen Buchstaben F und J. Laut Aussendung des Ministeriums soll die Form an die Umarmung eines Kindes erinnern und für den Zusammenhalt in der Familie stehen.
Neues Haus, neues Logo
Ein neues Logo wurde nötig, weil das BMFJ ein neues Ministerium ist. Vorher waren Familie und Jugend im Wirtschaftsressort untergebracht. Das bisherige BMWFJ wurde allerdings im Zuge der letzten Regierungsbildung zum BMWFW (Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft) und musste seinen Auftritt (also das Logo, die Internet- und E-Mail-Adressen, sämtliche Briefköpfe und Schreibutensilien) ebenso ändern wie das Außenministerium. Das war vor der Wahl das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten und ist jetzt für "Europa, Integration und Äußeres" zuständig - wenigstens das Kürzel BMEIA blieb so erhalten. Auch alle anderen Ressorts - vom Kanzleramt über Verkehrs- und Finanz- bis hin zum Justizministerium - gehen optisch eigene Wege. Sehr eigene Wege.
"Kraut und Rüben - das trifft es ganz gut", sagt Stefan Bachleitner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Für den Wildwuchs hat der Kommunikationsberater aus Wien auch eine ganz einfache Erklärung: Es fehlt eine übergeordnete Strategie. "Wenn es keine Vorgaben gibt, neigen Organisationsteile dazu, sich ein eigenes Logo zu basteln, um dem eigenen Bereich eine Identität zu geben. Die Ergebnisse seien zwar "nicht schlecht", sagt Bachleitner, "gäbe es aber eine zentrale Linie, hätte es sie nicht gebraucht".
Wenn schon, denn schon
Für einen einheitlichen Auftritt spricht unter anderem das Kostenargument - auch wenn die Entwicklung von Logo und Website im Fall des Familienministeriums nur rund 52.000 Euro gekostet haben sollen. "Auch eine einheitliche Linie zu finden, kostet etwas", sagt Bachleitner, "spart auf Dauer aber Geld". Für ihn ist aber ein anderer Aspekt wichtiger: "Ein stabiles Erscheinungsbild wirkt vertrauensbildend."
Doch wie weit muss so ein einheitliches Auftreten gehen? Die deutsche Bundesregierung hat seit 1999 einen einheitlichen Auftritt, ein sogenanntes Corporate Design. Dieses beinhaltet nicht nur ein gemeinsames Logo aller Ministerien und Bundesstellen, sondern auch einen "Styleguide" mit allen "Vorgaben für das visuelle Erscheinungsbild der Bundesregierung im Geschäfts-, Print- und Onlinebereich". Selbst eine eigene Schrift wurde dafür entwickelt: BundesSerif und BundesSans.
Für Kommunikationsprofi Bachleitner ist das keineswegs übertrieben: "Es lässt sich zwar nicht alles bis auf den letzten Punkt durchdesignen, aber gerade eine einheitliche Schrift ist sehr zentral." Und letztlich müsse das Prinzip lauten: "Wenn man eine einheitliche Linie will, dann soll es auch einheitlich sein."
Gewollt und geplant
Und die österreichische Bundesregierung will. Zumindest hat sie es sich im Regierungsübereinkommen vorgenommen. Darin ist nämlich die Schaffung eines Amtes der Bundesregierung vorgesehen und diesem soll die Aufgabe obliegen, für einen einheitlichen Regierungsauftritt (Corporate Design und Internetauftritt) zu sorgen. Auch der Rechnungshof empfahl schon 2011 eine engere Zusammenarbeit der Ministerien in Sachen Corporate Design - und sieht vor allem das Bundeskanzleramt gefordert.
Aber wie könnte ein einheitlicher Auftritt ausschauen? "Es geht um die Grundelemente der Staatssymbolik", sagt Bachleitner, dessen Unternehmen "Skills Group" etwa für den Außenauftritt und die strategische Planung von Wien Tourismus verantwortlich zeichnet. Die Niederlande etwa verwenden als Logo ihr stilisiertes Staatswappen. Deutschland setzt auf den Bundesadler und die schwarz-rot-goldenen Farben der Flagge. Beim französischen Auftritt dominieren ebenfalls die Staatsfarben, wobei der weiße Teil der Trikolore den Kopf der Nationalfigur Marianne bildet. Für Österreich böten sich damit wohl vor allem das Rot-Weiß-Rot der Fahne und der Bundesadler für ein einheitliches Logo an.
Bis es so weit ist, dauert es allerdings noch ein bisschen. Die Rechtsgrundlagen für die Schaffung eines Amtes der Bundesregierung sollen laut Koalitionsvertrag nämlich erst bis Ende 2015 gelegt werden. Bis dahin können sich die Ministerien logomäßig noch selbstverwirklichen.