Österreichweit gibtes sechs Einkaufskooperativen. | Kennenlernen von Produzenten ist den Käufern wichtig.
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Wien. Ehec-Epidemie, Dioxin-Skandal, Vogelgrippe & Co verderben den Konsumenten den Appetit. Um Gewissheit über die Herkunft der Lebensmittel zu erhalten, gibt es die Möglichkeit, direkt beim Produzenten einzukaufen. Zu diesem Zweck wurden Lebensmitteleinkaufsgemeinschaften gegründet.
Die Foodcoopedia, in Anlehnung an das Online-Lexikon Wikipedia, verzeichnet 78 sogenannte Foodcoops in Europa. Der Großteil davon befindet sich in Deutschland, aber auch in Spanien, in den Niederlanden und in Großbritannien kann gemeinschaftlich eingekauft werden. In Österreich gibt es bis jetzt sechs solcher nicht-wirtschaftlich orientierten Vereine: Drei in Wien und je einen in Graz, in St. Andrä in Niederösterreich und in Schwaz in Tirol. In der Bundeshauptstadt wird im Bioparadeis im 18. Bezirk, in der Speis im Achten und im Fresskorb im 14. Wiener Gemeindebezirk kooperativ konsumiert. Eine weitere Foodcoop entsteht in Wien-Leopoldstadt.
Günstige Preise sind nicht vorrangig
Bei den Kooperativen stehen das Kennenlernen der Produzenten und der Kauf regionaler Waren im Vordergrund. „Wenn dabei günstigere Preise erzielt werden ist das schön, dies ist aber sicher nicht vorrangig”, erklärt Cathrin Cermak von der Grazer Foodcoop Krautkoopf.
Die 24-jährige Biologiestudentin ist schon lange aktives Mitglied der vor zwei Jahren gegründeten Kooperation. Seit einem Jahr kann wöchentlich online bestellt werden. Von Samstag bis Dienstag kann die Bestellung aufgegeben werden, am Freitag werden die Lebensmittel angeliefert. Danach steht die Ware im Lager der Einkaufsgemeinschaft für die Mitglieder zur Abholung bereit. Milch, Joghurt, Bier, Wein, Gemüse, Brot und Apfelsaft kann über Krautkoopf geordert werden.
Die circa dreißig Mitglieder - von Studenten über die Krankenschwester bis zum Informatiker - übernehmen alle Aufgaben selbst: Bestellung, Abholung, Abrechnung, Lagerverwaltung. „Alle sollen in etwa gleich viel machen, nicht immer funktioniert das”, erzählt Cermak. Die Finanzierung übernimmt die Gemeinschaft selbst, der monatliche Mitgliedsbeitrag ist zwischen fünf und zehn Euro frei wählbar.
Mitglied kann jeder werden, wichtig sei Interesse an den Produzenten und am gemeinschaftlichen Diskurs zu haben, erklärt die 24-Jährige.
Eingekauft wird im Fall der steirischen Kooperative bei Produzenten in der Umgebung von Graz, der Lieferweg darf maximal 50 Kilometer betragen. Bevor ein Bauer zum Lieferanten wird, machen sich die Mitglieder von Krautkoopf vor Ort ein Bild. Ein Biosiegel ist nicht unbedingt notwendig, es gehe hauptsächlich um Vertrauen, so Cermak. Die steirische Krautkoopf wird unter anderem vom „Wieserhoisl”, einem gemeinschaftlich bewirtschafteten Hof in Deutschlandsberg, unter anderem mit Marmeladen, Gewürzen, Tee, Essig und Seifen beliefert.
Für die Vernetzung der heimischen Foodcoops entsteht gerade eine Homepage, die Anlaufstelle für Interessierte, die möglicherweise auch selbst eine Foodcoop gründen wollen, sein soll, so die Information vom Wiener Bioparadeis.
www.foodcoops.at
In Wien, Niederösterreich, Tirol und Graz werden Lebensmittel gemeinschaftlich in Foodcoops eingekauft