Duldete Syrien Sturm auf dänische Botschaft? | Lage im Libanon erneut höchst sensibel. | Beirut. Schon seit Mitte vergangener Woche hatten SMS-Mitteilungen in Damaskus die Runde gemacht, um am Samstag möglichst viele Demonstranten vor die dänische Botschaft zu bringen. Der Grund für die Proteste, wie in den Wochen zuvor in anderen islamischen Ländern: Die bereits Ende September 2005 in der dänischen Tageszeitung "Jyllands-Posten" veröffentlichten Karikaturen des Propheten Mohammed.
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Hunderte folgten dem Aufruf der Veranstalter, viele von ihnen mit professionell bedruckten Schildern ausgestattet, die Aufschriften trugen wie "Wir fürchten weder Debatten noch Kritik, aber niemand mag Missbrauch". Auch die am unweit der Botschaft gelegenen Abul Ala-Platz angebrachten Transparente zeigten, dass der am Abend im Sturm der Botschaft endende Aufmarsch schon lange geplant war. "Allah genügt dir - er weiß alles", stand auf einem der über die Straßen gespannten Transparente.
In den vergangenen Monaten hatten hier noch Parolen gehangen, die das Regime von Präsident Bashar Assad vor Vorwürfen der Uno-Untersuchungskommission zur Aufklärung des Mordes an Libanons Expremierminister Rafik Hariri in Schutz nahmen. Undenkbar, dass die Veranstalter ihre Spruchbänder ohne Wissen der Staatsmacht aufhängen konnten.
Erstaunlich gering auch die Polizeipräsenz: Lediglich ein paar Dutzend Beamte regelten den Verkehr, als der Demonstrationszug am Spätnachmittag in die Straße der Botschaft einbog - und das dreistöckige Gebäude stürmte. Kurze Zeit später stand der Altbau, in dem auch die norwegische Vertretung untergebracht ist, in Flammen. Es dauerte eine Stunde, ehe die Feuerwehr eintraf.
Der dänische Außenminister Per Stig Möller warf der syrischen Regierung vor, ihre "Pflicht vernachlässigt zu haben" und bezeichnete das Vorgehen als "absolut inakzeptabel". Dänemarks Botschafter, Ole Egberg Mikkelsen, erklärte, er habe die Behörden mehrmals um Schutz gebeten.
Wie Moller, der hinter den Angriffen "Kräfte" vermutete, "die einen Kampf der Kulturen wollen", äußerte auch der libanesische Premierminister Fouad Siniora die Sorge, dass es den Unruhestiftern nicht um die Mohammed-Karikaturen gehe, "sondern um die Destabilisierung der Sicherheit in unserem Land". So viel ist nach dem Wochenende klar: Pünktlich zum ersten Jahrestag des Attentats auf Expremier Hariri am Valentinstag stehen die Zeichen im Libanon auf Sturm.