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Kredite für jene, die die Bank nicht bedient

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Oikocredit borgt Armen Kapital. | Höchstdividende beträgt 2 Prozent. | Wien. Die Frau brauchte 50 Dollar. Um das Geld wollte sie sich eine alte Singer-Nähmaschine kaufen. Bei einer Bank hatte die Philippinin keine Chance, einen Kredit zu bekommen. So wie ihr geht es Millionen Menschen. "Viele trauen sich erst gar nicht, in eine Bank zu gehen", sagte der ehemalige Vorstand der Bank Austria Creditanstalt, Gerhard Novy, am Dienstag vor Journalisten. Novy ist Vizepräsident der kooperativen Genossenschaft Oikocredit International, die Mikrokredite vergibt: Die Beträge machen 50 bis einige Tausend Euro aus und gehen an Privatpersonen und Gewerbetreibende in Entwicklungsländern. Diese zahlen das Geld zurück - inklusive landesüblicher Zinsen - und sind nicht mehr von unseriösen Geldverleihern abhängig.


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Der "Norden" investiert

in den "Süden"

Investor kann jeder werden. Das derzeitige Anteilskapital von 230 Mio. Euro stammt zum Großteil von 27.000 Einzelpersonen, der Rest kommt von Kirchen, kirchlichen Organisationen, Banken, Entwicklungsorganisationen und Stiftungen. Seit 1989 wurde jährlich die Höchstdividende von 2 Prozent ausbezahlt. "Das mag für manche nicht viel erscheinen, aber genau darin besteht die Kernidee: Man verzichtet bewusst auf mehr, um Kleinkredite zu ermöglichen", sagte Gert van Maanen, ehemaliger Generaldirektor von Oikocredit International.

Für den Fall, dass es doch einmal größere Ausfälle geben sollte, hat Oikocredit vorgesorgt - denn die Kreditnehmer selbst können keine Sicherstellung bieten. Oikocredit investierte in Alternativfonds, derzeit beträgt die Verlustrückstellung 21 Prozent des Anteilskapitals.

"Eine Frau in Mexiko suchte um einen Kredit für einen Ofen an. Sie wollte an der Straßenecke Tortillas verkaufen", erzählt van Maanen. "Warum, habe ich mich gefragt, zahlt sie das Geld zurück? Es wäre nichts geschehen, wenn sie es nicht getan hätte. Aber: Sie wollte ein zweites Darlehen. Damit kaufte sie einen zweiten Ofen für ihre Tochter."

Es handle sich um "solidarisches Geld des Nordens", mit dem Menschen im Süden ihre Lebensumstände verbessern können.

"Keine verträumten Idealisten"

Die Frau in Mexiko erfuhr von dem Kredit über Mundpropaganda. Regional- und Länderbüros in Afrika, Asien, Lateinamerika, Mittel- und Osteuropa bauen Kontakte auf, informieren und prüfen Kreditanträge. Eine weitere Prüfung erfolgt in den Niederlanden.

"Das ist kein Verein von träumerischen Idealisten", erklärte Robert Wychera, Vorsitzender von Oikocredit Austria, Förderverein von Oikocredit International. "Wir spenden nichts", unterstrich Novy. Es gehe um Hilfe zur Selbsthilfe.

Der Frau auf den Philippinen wurde mit Mikrokrediten geholfen: Aus ihrem Haus wurde mittlerweile eine kleine Näherei mit vier Maschinen.

Stichwort Oikocredit