Hypo-Verfahren um Inselkredit zeigt Mängel in Risikoprüfung auf.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Klagenfurt. Dass es früher bei der Kärntner Hypo um das Vier-Augen-Prinzip bei Kreditvergaben nicht besonders gut bestellt war, ist aus technisch gehaltenen Erläuterungen der Nationalbank bekannt. Beim Schadenersatzverfahren um eine 6,7-Millionen-Euro-Finanzierung für einen Insel-Kauf im Jahr 2005 am Landesgericht Klagenfurt sorgten langjährige Bankmitarbeiter am Dienstag aber mit lebensnahen Schilderungen für Aufsehen. Es sei zwar "grundsätzlich vorgesehen" gewesen, dass die Marktfolge-Abteilung (GMS) - quasi das Risikomanagement - eine Stellungnahme zu Kreditanträgen abgeben sollte, so eine Kundenbetreuerin. "Das wurde aber so nicht gelebt." Die Marktfolge habe sich "oft enthalten". Diese Kreditanträge seien dennoch "zum Großteil vom Vorstand akzeptiert" worden.
"Wir wäre es denn gewesen, wenn es ordnungsgemäß gelaufen wäre", wollte die Richterin wissen. "Das ist hypothetisch", so die Zeugin in ihrer ersten Reaktion. Später führte sie aus: Die Dinge seien nach dem Willen des Vorstands erledigt worden - unabhängig von dem, was "im Kredithandbuch" stand. Wie die Kundenbetreuerin ihrerseits an ein solches Kredithandbuch, das intern die Regeln für die Kreditvergabe festlegte, gekommen ist, war ihr nicht mehr geläufig: Möglicherweise habe sie es sich selbst "zusammenkopiert".
Ein GMS-Mitarbeiter wiederum sagte aus, seine Abteilung habe gar keine Veto-Möglichkeit gehabt, sondern nur "formell" geprüft. Konfrontiert mit dem damaligen Kredithandbuch, in dem steht, dass vor der Kreditentscheidung auch ein Votum der Marktfolge nötig sei und diese "formell und materiell" prüfen müsse, meinte der Hypo-Mitarbeiter sichtlich erstaunt: "Okay?" Vielleicht seien die Kredite ja vom jeweiligen Marktfolge-Vorstand unterzeichnet worden.
In Bezug auf den konkreten Kredit für den Kauf von Grundstücken auf der Insel Jakljan bei Dubrovnik bestätigte der Zeugen das bekannte Hauptproblem, dass der Hypo-Kunde die Liegenschaften von der Republik Serbien erwarb, obwohl Kroatien im Grundbuch stand. Dies sei in der Bank auch bekannt gewesen, erklärte der GMS-Mitarbeiter. Der Kundenbetreuer habe jedoch dem Kunden geglaubt, der gemeint habe, das Problem werde zwischen den Staaten gelöst werden.
Verkauf mit hohem Verlust
Das ist allerdings bis heute nicht passiert, weshalb die Hypo auch keine Hypotheken eintragen konnte. Der Kredit wurde nicht zurückgezahlt, die Liegenschaften wurden im Vorjahr mit hohem Verlust verkauft. Die Bank hat drei frühere Manager auf knapp 6 Millionen Euro und drei damalige Aufsichtsräte auf nicht ganz 440.000 Euro geklagt. Alle haben sämtliche Vorwürfe stets bestritten und darauf verwiesen, dass der ursprüngliche Kredit im Jahr 2007 von ihren Nachfolgern getilgt und auf eine andere Firma des Kunden übertragen worden sei. Somit sei gar kein Schaden entstanden. Die Richterin will diese Frage als erste klären.
Die Hypo-Hauptversammlung am Dienstag hat unterdessen den seinerzeitigen Bawag-Ankläger Georg Krakow wie geplant als Koordinator bestellt. Er soll unter anderem helfen, Geld für die Bank zurückzuholen.