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Die Lust an Quizabenden dominiert die blühende Renaissance des familienfreundlichen Unterhaltungsfernsehens. Quotenjäger garantieren auch für die Zukunft einen Günther Jauch drei Mal die Woche. Nicht, dass das kommunikativ versierte Fragespiel von Superstar Jauch nicht unterhaltsam wäre, doch gefriert das Phänomen "Quiz-Show" in ein starres Lebensgefühl. Mit dem Boom beschäftigte sich auch ein Themenabend bei ARTE. Gleich zu Beginn resümierte die Dokumentation "Seid umschlungen, Millionen" das äußerst simple Konzept von "Wer wird Millionär?". Garantiert ohne Ablaufdatum sorgt die Show stets für den globalen Effekt, sie sieht überall gleich aus und spricht auch die gleiche Sprache. Bleibt nur zu hoffen, dass sich jene "Ist das wirklich ihre letzte Antwort?"- Floskeln nicht im allgemeinen Sprachgebrauch festsetzen.
Dass das zögerlich-entschlossene Taktieren von Frage und Antwort, Aufgabe und Lösung, nichts für die Quizmaster der ersten Stunde gewesen wäre, zeigte die anschließende Zeitreise. Da erkundigte sich schon mal ein Lembke "Welches Schweinderl hätten's den gerne?", sprang ein Dalli-Dalli Rosenthal nach Lust und Laune, rief ein Thoelke lauthals "Risikoooo!!!". Als Garant für Spontaneität stieg schließlich Quizshow-Parodist Schlingensief in den Ring und verdammte mit Nachdruck die Fadesse und Eingleisigkeit der sportlichen Fragerei. Sie würde ohnehin nur funktionieren, weil sich doch alle nur für den interessieren, der bis zum Ziel kommt. Doch ob am Schlingensiefschen Theorem wirklich was dran ist, darüber möge man bei Lust und Laune in sich gehen, das geht ja auch ohne Publikumsjoker.