42 Prozent der jüngeren Generation hat Frage nicht beantwortet. | Linz. Bruno Kreisky ist seinen Vorgängern und Nachfolgern im Amt des Bundeskanzlers nicht nur in punkto Regierungszeit (1970 bis 1983), sondern auch in den Augen der Bevölkerung, weit voraus.
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Nach Ansicht von 59 Prozent der Österreicher war der Sozialdemokrat, der am 22. Jänner 100 Jahre alt geworden wäre, der beste Regierungschef der Nachkriegszeit. Das hat eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts IMAS ergeben.
IMAS hat im November und Dezember 1.007 Personen, statistisch repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren, in persönlichen Interviews befragt.
Platz zwei für Figl
Als zweitbester Regierungschef wurde Leopold Figl, der von 1945 bis 1953 die Geschicke der Republik lenkte, mit 27 Prozent und damit deutlich abgeschlagen hinter Kreisky genannt.
An dritter Stelle rangierte Kurzzeitkanzler Karl Renner (April bis Dezember 1945) mit 24 Prozent vor Julius Raab (1953 bis 1961) mit 23, ehe Franz Vranitzky (1986 bis 1997) mit 17 Prozent als erster Vertreter der jüngeren Zeit im Ranking auftauchte.
Schlusslicht Gorbach
Ihm folgten Wolfgang Schüssel (2000 bis 2007/14 Prozent), Amtsinhaber Werner Faymann mit zwölf Prozent sowie ex aequo mit zehn Josef Klaus (1964 bis 1970) und Alfred Gusenbauer (2007 bis 2008) bzw. mit acht Prozent Alfred Sinowatz (1983 bis 1986) und Viktor Klima (1997 bis 2000), Schlusslicht war Alfons Gorbach (1961 bis 1964/sechs Prozent).
Vier Fünftel der Befragten haben eine Angabe über den besten Kanzler gemacht, 20 Prozent sahen sich dazu außerstande. In der Gruppe der unter 30-Jährigen konnten 42 Prozent die Frage nach der bedeutendsten Persönlichkeit in der Nachkriegszeit nicht beantworten. Sofern überhaupt Vorstellungen vom Stellenwert der Politiker bestanden, hätten sich die Antworten am ehesten beim Namen Kreisky verdichtet, hieß es in der Umfrage.
Parteiübergreifende Persönlichkeit
Als sicher könne gelten, dass Kreiskys Popularität nicht auf den Eindruck einer gelungenen sozialdemokratischen Politik zurückzuführen sei, sondern weit eher auf seine parteiübergreifende Persönlichkeitswirkung.
Er werde auch von sehr vielen Anhängern der Volkspartei als herausragend empfunden, obwohl diese ihren eigenen Repräsentanten Figl und Raab höchsten Respekt zollen, so IMAS. Umgekehrt würden Sozialdemokraten mit Präferenz für Kreisky in sehr großer Zahl auch die beiden ÖVP-Kanzler loben.
Das Fazit des Instituts: Kreisky, Figl und Raab genießen in der Bevölkerung parteineutralen Respekt. Vielleicht würden Führungsfähigkeit und der Eindruck, in der Politik klare Konzepte zu verfolgen, heute einfach vermisst.
(APA)