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Russische Sportfunktionäre und -politiker haben es derzeit nicht leicht. Ein Lied davon, wie es ist, von der ganzen Welt als Persona non grata behandelt zu werden, kann Russlands Vize-Präsident Witali Mutko singen. Ihm hat der Skandal rund um systematisches Doping im russischen Olympia-Team bei den Heim-Spielen 2014 in Sotschi nicht nur den Kopf als Sportminister und Organisationschef der Fußball-WM gekostet, sondern auch eine lebenslange Verbannung von Olympischen Spielen eingebracht. Den Flug nach Südkorea, wo im Februar die Winterspiele ohne offizielle Beteiligung Russlands stattfinden werden, musste der Funktionär deswegen stornieren. Dass am Donnerstag auch Präsident Wladimir Putin seine Solidarität mit Mutko erklärt und verkündet hat, die Reise nach Pyeongchang ebenfalls abzublasen, ist da wohl nur ein schwacher Trost.
Wie man die so neu gewonnene Freizeit effizient nutzen kann, zeigt aktuell ein anderer Russe, Kirsan Iljumschinow, Präsident des Weltschachverbands Fide, vor. Auch er ist, seit er von den USA wegen dubioser Kontakte zu Syriens Staatschef Bashar Assad mit Sanktionen belegt wurde, auf der internationalen Bühne nicht mehr gern gesehen. Anstatt aber über seine Ausladung von den Weltmeisterschaften im Schnell- und Blitzschach, die derzeit in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad abgehalten werden, zu grollen, hat der Russe mit kalmückischen Wurzeln zu einer Kreuzfahrt durch das Mittelmeer geladen. Mit an Bord: die Vertreter der afrikanischen Schachverbände unter der Führung von Sambias Schach-Boss Lewis Ncube. Eine bessere Gelegenheit, eine derart große Anzahl an potenziellen Wählern auf einen Schlag zu treffen, bietet sich ja eher selten. Eine Kreuzfahrt wäre sicher auch für Mutko und Putin drin. Für die kommende Präsidentenwahl im März 2018 in Russland hat das Duo ja durch die Ausbootung der Opposition bereits vorgesorgt.