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Krieg der Währungen

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

Wer zu Hause einkaufen geht, wird davon nichts bemerken. Bezahlt wird in Euro, wie immer. Egal, ob die Ware aus Österreich, Brasilien oder China stammt. Hinter den Kulissen tobt aber eine Währungsschlacht, und die wird auch die internationalen Treffen der kommenden Wochen bestimmen. Es geht vor allem darum, dass einzelne Länder ihre Währung benutzen, um sich Vorteile herauszuschinden. Im Fokus steht dabei China.


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Das Land soll - so der Vorwurf - die Währung Yuan künstlich niedrig halten. Für die chinesische Exportindustrie ist ein schwacher Yuan-Kurs in Relation zu Dollar und Euro günstig. Umgekehrt schaut es für die Unternehmen in den USA und Europa aus.

Auch Indien benutzt seine Währung ganz gerne. Der Disput, der mit harten Bandagen ausgetragen wird, geht von den USA aus. Deren Finanzminister war der Erste, der China deswegen attackierte, auch die EU will das Thema ansprechen.

Nun, die Amerikaner wissen, wovon sie reden. Sie waren es jahrelang, die den Dollar als finanz- und handelspolitische Waffe einsetzten. Als Weltwährung Nummer eins fiel ihnen das leichter.

Die Diskussion um "gerechte" Wechselkurs-Relationen zwischen den großen Währungen hat durch die Krise neue Nahrung erhalten. China kam am besten daraus hervor und nutzt seine neue Macht recht ungeniert. Ganze Industriezweige wandern nach China ab, der günstige Yuan erlaubt den Chinesen, praktisch die gesamte neu erzielte Produktion nach Europa und in die USA zu exportieren.

Es geht in der Währungsschlacht um den Erhalt der Industrie in Europa und den USA. Es geht aber auch um die Balance der Weltwirtschaft. Wechselkurse, die der jeweiligen Kaufkraft der Bevölkerung entsprechen, schauen anders aus als die jetzigen. In manchen Ländern wie China setzt die Zentralbank den Kurs einfach fest. Freie Währungen werden im Devisenhandel mit spekulativen Finanzprodukten versehen, die den Kurs teilweise erheblich beeinflussen.

Ein heimisches Industrie-Unternehmen kann die besten Produkte und Arbeiter haben: Wenn der Euro gar zu stark wird, wird es im Export Verluste schreiben. Der Kampf der Währungen ist ein Kampf um Erhalt oder Erlangung von Wohlstand. Banknoten ersetzen im 21. Jahrhundert Soldaten. Immerhin ein zivilisatorischer Fortschritt ...