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Krieg frisst Zukunft des Landes

Von Peter Kleiner

Politik

Bern - Seit Jahren herrscht im Kongo Bürgerkrieg. Das Regime in Kinshasa, Milizen und ausländische Truppen liefern sich einen Krieg um Macht und Bodenschätze. Hauptleidtragende sind die Menschen des eigentlich reichen Landes im Herzen Afrikas. Die Folge des regionalen Konflikts ist eine unvorstellbare humanitäre Katastrophe: Millionen auf der Flucht, ein Drittel der Bevölkerung unterernährt, über zwei Millionen Menschen sind seit 1998 an den Folgen des Krieges zugrunde gegangen.


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Zwar lag Zaire, wie die Demokratische Republik Kongo unter dem früheren Diktator Mobutu Sese Seko hieß, nach der Eroberung der Macht durch Laurent-Desire Kabila 1997 bereits völlig am Boden. Das an Bodenschätzen unermesslich reiche Land hatte seit der Unabhängigkeit von Belgien 1960 einen rapiden Niedergang durchgemacht. Reichtümer flossen ins Ausland, die staatlichen Strukturen zerfielen. Nach dem Sturz Mobutus keimte die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Die Erwartungen in den neuen starken Mann wurden jedoch nicht erfüllt. Kabila entpuppte sich ebenfalls als Despot. Als er seine ruandesischen Freunde, die ihn beim Feldzug in die Hauptstadt unterstützt hatten, aus den hohen Ämtern entfernte, begann 1998 im Osten erneut eine Rebellion. Ruanda und Uganda marschierten im Osten ein. Angesichts dieser Bedrohung rief Kabila Angola, Simbabwe und Namibia zu Hilfe. Mit ihrer Hilfe konnte er den Westteil halten.

Raubzüge der "Helfer"

Der Osten mit seinen Reichtümern wird seither von Einheiten aus Uganda und Ruanda und Rebellenmilizen kontrolliert. Ursprüngliches Motiv der ausländischen "Helfer" war ihre eigene Sicherheit. Wie die UNO jedoch feststellte, haben sich die Gründe geändert. Nun steht die schonungslose Ausbeutung der Bodenschätze im Vordergrund. So wird Ruanda von der UNO beschuldigt, das für die Computerindustrie wichtige Koltan aus dem Osten des Landes zu exportieren. Uganda soll sich an Gold bereichern. Auch Simbabwe werden verschiedene Geschäftsinteressen vorgeworfen.

Für Albert Wirz von der Berliner Humboldt-Universität ist der Konflikt ein einträgliches Geschäft. Der Krieg fördere einerseits die Raubwirtschaft und diese wiederum den Krieg, beschreibt er den tödlichen Kreislauf. Er bezweifelt ein baldiges Ende des Konflikts.

Zwar wurde bereits im Abkommen von Lusaka vor zwei Jahren festgelegt, dass die ausländischen Truppen das Land verlassen, die Milizen entwaffnet werden und ein innerkongolesischer Dialog mit dem Ziel der Demokratisierung gestartet werden müssten. Doch kaum etwas bewegte sich, außer dass die UNO eine mehr oder weniger zahnlose Friedenstruppe entsandte und eine gewisse Truppenentflechtung vorgenommen wurde. Laut dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat sich die Lage im Osten gar verschlechtert.

Hoffen auf Kabila junior

Als am 16. Jänner Kabila in einer schwer durchschaubaren Hofintrige getötet und durch seinen 29-jährigen Sohn Joseph ersetzt wurde, kam jedoch etwas Bewegung in die starren Fronten. Die Bevölkerung Kinshasas setzte große Hoffnungen in den jungen Präsidenten. Doch der innerkongolesische Dialog, das Kernstück des Lusaka-Abkommens, wurde zwar in Addis Abeba einberufen, nach drei Tagen jedoch aus angeblichen Finanzgründen abgebrochen und auf Ende Jänner 2002 vertagt.