Im syrischen Bürgerkrieg wird Frauen gezielt Gewalt angetan.
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Kairo. (ce) Frauen leiden ganz besonders unter dem Bürgerkrieg in Syrien. Steinigungen und Auspeitschungen von Frauen nehmen ebenso zu wie das Zusammenschlagen und Verschwinden von Frauen. Laut eines Berichts des Syrian Network for Human Rights ist der Islamische Staat (IS) dabei aber nicht der einzige Täter.
Die 37-jährige Dania Yacoub stammt aus Damaskus, wo sie eine Einrichtung für Kinder leitete. Inzwischen lebt sie in Hamburg, doch vor ihrer Abreise erlebte sie einen von Regierungstruppen verursachten Alptraum. "Ich wurde an einem Kontrollpunkt angehalten. Mein Auto war mit Spielsachen beladen, aber sie haben mich rausgeholt", erzählt Yacoub in dem Bericht. "Ohne Anklage habe ich drei Monate im Gefängnis verbracht. Was mir da angetan wurde, kann ich nicht erzählen, das fällt mir zu schwer." Laut dem Bericht werden Frauen im Gefängnis oft sexuell missbraucht. Nach der Entlassung werde das von ihren Ehemännern häufig als Scheidungsgrund angegeben.
Gewalt im Namen des Islam
Insbesondere die Truppen des Machthabers Bashar al-Assad sind durch Gewalt gegen Frauen aufgefallen, heißt es weiter. "Das Regime bleibt die Partei, bei der die meisten gewalttätigen Zwischenfälle vermerkt werden", erklärt Sabah Halla, eine Aktivistin, die am Bericht "Syrian Woman in the Eye of the Storm" mitgearbeitet hat. Es gibt Hinweise, dass das Regime mit Gewalt gegen Frauen vorgeht, von denen vermutet wird, dass sie mit den Rebellen sympathisieren. Im Oktober haben Regierungstruppen eine Einrichtung zur Versorgung von Kindern und Müttern in Rastan bei Homs bombardiert. Auch auf das Konto von russischen Kampfflugzeugen, die das Regime unterstützen, sollen bereits 72 tote Frauen gehen. In dem Bericht heißt es, dass seit März 2011 insgesamt 18.917 Frauen durch das Regime getötet wurden. 7029 Frauen sitzen im Gefängnis, 318 davon sind Teenager. Bei mehr als 1000 der inhaftierten Frauen gibt es keine Hinweise über ihren Verbleib.
Gewalt geht jedoch nicht nur von der Regierungsseite aus. Der IS übt häufig öffentlich und unter Berufung auf islamische Gesetze Gewalt gegen Frauen aus. Bislang gibt es mindestens 233 weibliche Topdesopfer zu beklagen. Eine Frau wurde wegen Hexerei geköpft, sieben weitere wurden wegen Ehebruchs gesteinigt. Auch durch Zwangsehen mit IS-Kämpfern sollen Frauen gefügig gemacht werden. Auch die Al-Nusra-Front, die mit Al-Kaida verbunden ist, wendet Gewalt gegen Frauen an. Zudem werden Kinder entführt, um sie als Kämpfer einzusetzen. Die Gruppe hat 52 erwachsene und 15 jugendliche Frauen getötet, weil sie den Namen Gottes beleidigt haben sollen. Aber auch Gruppen, über die in Medien meist positiv berichtet wird, wie kurdische Kämpfer, setzen Frauen gegen ihren Willen in dem Bürgerkrieg ein.
Die Autoren des Berichtes fordern den Internationalen Strafgerichtshof auf, ihre Ergebnisse zu untersuchen und gegen die Täter vorzugehen. Zudem fordern sie internationale Regierungen auf, weiblichen Flüchtlingen bei der Versorgung und Asylanträgen Vorrang zu geben.