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Krieg im Kaukasus

Von WZ Online

Politik

Tiflis/Peking/Moskau/New York. Der Konflikt im Kaukasus eskaliert: Russische Truppen sind nach Angaben des georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili am Freitag in Südossetien eingerückt. 150 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge hätten die Grenze zu den von Georgien abtrünnigen umkämpften Region überschritten. Wie der pro-westliche Staatschef weiter mitteilte, hätten die georgischen Streitkräfte zwei russische Kampfflugzeuge über georgischem Territorium abgeschlossen.


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Georgische Truppen hatten zuvor eine Großoffensive gestartet, um die von Russland unterstützte abtrünnige Region Südossetien, die seit 1992 nicht mehr unter Kontrolle der Zentralregierung in Tiflis steht, wieder zurückzuerobern. Georgischen Berichten zufolge griffen am Freitag russische Kampfflugzeuge Ziele in Georgien an. Daraufhin ordnete Präsident Saakaschwili eine Generalmobilmachung an.

Bei den Kämpfen waren in der Nacht auf Freitag mindestens 15 Zivilisten getötet worden. Beim Beschuss ihrer Stellungen durch georgische Artillerie wurden in Südossetien nach russischen Angaben mehrere russische Friedenssoldaten getötet worden. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete am Freitag unter Berufung auf einen Sprecher der Friedenstruppen, dass deren Kaserne in Tschkinwali mehrere Treffer erhalten habe.

"Georgiens Aggression gegen Südossetien wird Gegenmaßnahmen nach sich ziehen", erklärte Russlands Premier Putin am Freitag bei einem Treffen mit dem kasachischen Präsident Nursultan Nasarbajew in Peking. "Es ist sehr bedauerlich, dass sich diese Situation am Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele entfaltet", fügte Putin hinzu.

Nach seinen Worten erörterte er die Entwicklung im georgisch-ossetischen Konfliktraum bereits mit der chinesischen Führung und mit US-Präsident George W. Bush. "Ich hatte die Möglichkeit, darüber sowohl mit unseren chinesischen Partnern, als auch mit dem US-Präsidenten zu sprechen", sagte der russische Premier. "Sie alle sagen faktisch einstimmig: 'Diesen Krieg braucht niemand.'"

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat sich unterdessen am Freitag nicht auf eine von Russland vorgeschlagene Erklärung zur Lage in Südossetien verständigen können. Darin sollten Georgien und die abtrünnige Region aufgefordert werden, ihre Kampfhandlungen sofort zu beenden. Der Sicherheitsrat sei noch nicht in der Lage, zu der Situation Stellung zu nehmen, erklärte der belgische UNO-Botschafter Jan Grauls, der in diesem Monat den Sicherheitsrat leitet. Die Sitzung ging damit ergebnislos zu Ende.

Russland hatte die Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats beantragt. Der Antrag stehe "im Zusammenhang mit Georgiens aggressiven Aktionen gegen Südossetien", sagte die Pressesprecherin der russischen UNO-Mission, Maria Sacharowa, laut der Nachrichtenagentur ITAR-Tass.

In Südossetien liefern sich Russland nahestehende Separatisten und georgische Truppen seit einer Woche erneut Gefechte. Am Freitag marschierten georgische Truppen in die südossetische Hauptstadt Zchinwali ein. Südossetien gehört völkerrechtlich zu Georgien, betrachtet sich aber seit 1992 als unabhängig. (APA/Reuters/AP/RIA)

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+++ Geschichte des georgisch-ossetischen Konflikts