Zum Hauptinhalt springen

Krieg in Sri Lanka endet, die Angst vor Gewalt bleibt

Von Ravi Nessman

Politik

Tamilenrebellen militärisch beinahe geschlagen, Guerillakrieg weiter möglich. | Colombo. (ap) Seit einem Vierteljahrhundert kämpfen die tamilischen Rebellen gegen die Regierung in Sri Lanka, und nach letzten Einschätzung der Streitkräfte ist der Krieg mit bisher mehr als 70.000 Toten nur noch eine Sache von Tagen. Die Tamilen kontrollieren gerade noch 170 Quadratkilometer, die letzten Rückzugsgefechte sind im Gange.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Doch auch nach einem Ende der Gewalt dürften die Spannungen in dem südostasiatischen Land nicht vorbei sein: Der ethnische Konflikt zwischen der Minderheit der Tamilen und der Mehrheit der Singhalesen, der den bewaffneten Kampf der LTTE-Rebellen 1983 auslöste, ist trotz aller Bemühungen noch immer nicht gelöst. Präsident Mahinda Rajapaksa hat wiederholt betont, er wolle den Tamilen mehr Mitspracherecht in der Regierung einräumen. "Die Zukunft gehört denen, die die Saat der Eintracht säen", erklärte der Staatschef in den vergangenen Tagen. Kritiker werfen ihm jedoch vor, nur wenig für die Versöhnung der Volksgruppen getan zu haben. "Die Militär-Maschinerie ist voll in Gang", kritisiert der unabhängige Abgeordnete Mano Ganesan, ein Tamile. Die Gründe, die zu tamilischem Nationalismus, Extremismus und schließlich tamilischem Terrorismus geführt hätten, gebe es auch heute noch.

Der Konflikt geht bis auf die Unabhängigkeit Sri Lankas von Großbritannien vor 61 Jahren zurück. Damals übernahmen die buddhistischen Singhalesen die Macht und warfen den Briten vor, die mehrheitlich hinduistischen Tamilen bevorzugt zu haben. Seitdem fühlen sich die Tamilen, die rund 18 Prozent der 20 Millionen Einwohner Sri Lankas stellen, unterdrückt.

Krieg seit 1983

Der Bürgerkrieg begann schließlich 1983: Die Tötung von 13 Regierungssoldaten durch tamilische Guerillakämpfer löste Unruhen aus, denen nach Angaben von Menschenrechtsgruppen 2000 Menschen zum Opfer fielen. Tausende Tamilen schlossen sich daraufhin den Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) an, Zehntausende flohen ins Ausland und unterstützte die Kämpfer von dort aus finanziell.

Zeitweise kontrollierten die LTTE einen De-facto-Staat im Norden des Landes mit eigener Polizei und eigenen Gerichten. Inzwischen sind sie permanent auf dem Rückzug. Die Vereinten Nationen gehen von einem Gebiet von lediglich 85 Quadratkilometern aus, das von der LTTE kontrolliert wird. Mit den Rebellen sind dort laut UN rund 250.000 Zivilpersonen eingeschlossen.

Die Regierung hat angekündigt, nach einem Sieg über die LTTE den einzelnen Provinzen mehr Befugnisse zuzugestehen, so dass die Tamilen in der Regionalpolitik mehr Einfluss hätten. Viele Experten warnen jedoch davor, dass der Kampf noch lange nicht zu Ende sei. Der Anführer der LTTE, Velupillai Prabhakaran, sei ein geschickter Stratege, sagt der Militärexperte Susantha Seneviratne: "Er wartet nur auf eine Gelegenheit." Viele fürchten, dass sich die Rebellen auf Guerillaangriffe verlegen könnten.