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Krieg in Syrien hängt an Romney

Von Alexander Dworzak

Analysen

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Stoppt die Gewalt - mit Gewalt: Syriens Opposition fleht um eine militärische Operation im Land und um grünes Licht hierfür durch den UNO-Sicherheitsrat. Trotz über 10.000 Toten seit Beginn des Aufstandes gegen Bashar al-Assad vor eineinhalb Jahren bleibt eine internationale Eingreiftruppe bislang eine Illusion.

Mag es moralisch unerträglich sein, gegen einen Krieg in Syrien spricht derzeit so gut wie alles. Nicht nur Russland, jahrzehntelanger Partner Syriens und Vetomacht im UNO-Sicherheitsrat, blockiert. Auch im Westen herrscht alles andere als Kriegsbegeisterung. US-Präsident Barack Obama kämpft mit dem Erbe seines Vorgängers George W. Bush, der den Einsatz in Afghanistan und im Irak zu verantworten hat. Diese Missionen brachten den Sturz Saddam Husseins und - den möglicherweise bloß vorläufigen - der Taliban, aber auch enorme Kosten und den Verlust der USA an politischer Glaubwürdigkeit, insbesondere in der arabischen Welt.

Wenn sich die Staatengemeinschaft zu einem Krieg mit Syrien entschließen würde, müsste sie hohe Opferzahlen hinnehmen. Anders als in Libyen, das aus der Luft bombardiert wurde, wären Bodentruppen notwendig - und das Blutvergießen bei Zivilbevölkerung und Militär enorm. Gegen eine Bewaffnung der heterogenen und teils alles andere als demokratischen Opposition Syriens sträubt sich der Westen jedoch.

Selbst im Fall eines Krieges in Syrien und eines Sieges gegen Machthaber Assad stünde die internationale Gemeinschaft vor einer enormen Herausforderung: dem mühsamen Neuaufbau staatlicher Strukturen im Lande. So war die Intervention gegen Libyens Jahrezente regierenden Despoten Muammar al-Gaddafi militärisch erfolgreich, eine stabile politische Lösung fehlt hingegen bis heute.

Barack Obama verkündete kürzlich, er werde seine Truppen nur mehr in "absolut notwendige" Kriege schicken. Syrien zählt wohl nicht dazu, seit Monaten duckt sich der Präsident weg. Außerdem kämpft Obama um seine Wiederwahl und will das kommunikationstechnisch unkontrollierbare Kriegsthema vermeiden.

Doch wann ist ein Krieg "absolut notwendig"? Er kann es werden, wenn der Druck aus Politik und Medien für Obama ins Unermessliche steigt. Falls Mitt Romney eine Kampagne lostritt, um sich als führungsstarker Politiker, der auch in Krisen nicht kneift, zu profilieren. Gleich 16 der 24 außenpolitischen Berater Romneys dienten unter George W. Bush - der Blütezeit der Neokonservativen und eben jener "Freiheitskämpfe", die nun Obama mühsam beendet. Wer Krieg will, muss auf den Einfluss von Romneys Einflüsterern hoffen.