Die Leopard-Lieferzusage Deutschlands bescherte Rheinmetall satte Börsengewinne. Das Geschäft mit dem Krieg boomt.
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Ob ein Rüstungskonzern als gut oder böse wahrgenommen wird, hängt immer vom historischen Kontext ab. Und von der kriegsführenden Seite, von der man ihn betrachtet. Dem deutschen Rüstungs- und Autozulieferer, der Rheinmetall AG, wird im Ukraine-Krieg nun viel Bedeutung zugeschrieben, nachdem Deutschland nun eingewilligt hat, seine Leopard-2-A6-Panzern an die ukrainischen Streitkräfte zu liefern. Auch andere Länder sollen von Deutschland eine Exportgenehmigung bekommen, wenn sie aus ihren Eigenbeständen Leopard-2-Panzer liefern wollen. Zu den Gewinnern des Kriegs zählen jedenfalls jetzt schon fast alle Rüstungskonzerne, nicht nur Rheinmetall.
Das deutsche börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf hat seinen Börsenwert seit Kriegsbeginn mehr als verdoppelt (siehe Grafik). Als Deutschland bei der Frage der Panzerlieferungen vergangene Woche dann doch einlenkte, gab es einen weiteren Aktiensprung nach oben. Zwar stellt Rheinmetall die Leopard-Panzer nicht selbst her - das macht das ebenfalls deutsche Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann. Rheinmetall hat aber schon vor Jahren die Panzer des Typs Leopard 1 und 2 aufgekauft und soll diese nun für den Kampfeinsatz in der Ukraine fit machen.
Militäretat erhöht
Gegenüber deutschen Medien betonte Rheinmetall-Chef Armin Papperger vergangene Woche, dass man kein "Kriegsgewinnler" sei. Vielmehr sehe er seinen Konzern als "Krisenhelfer". Der Krieg spült dennoch Milliarden in die Unternehmenskassen. Im Vorjahr stieg der Umsatz von Rheinmetall auf 6,4 Milliarden Euro, 800 Millionen mehr als im Jahr davor. In den kommenden Jahren soll das militärische Geschäft der Gruppe eigenen Angaben zufolge um 15 bis 20 Prozent wachsen. Außerdem übernimmt Rheinmetall den spanischen Munitionshersteller Expal und baut eine Munitionsfabrik in Ungarn.
Zudem nimmt Deutschland, auch als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, 100 Milliarden Euro in die Hand, um die deutsche Bundeswehr zu sanieren. Im Rahmen dessen laufen auch schon Gespräche über die Lieferung von Landfahrzeugen. Der Deal soll bis Ende des ersten Quartals abgeschlossen werden.
Rüstungsaktien steigen
Rheinmetall wurde 1889 als "Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft" gegründet. Im Ersten Weltkrieg avancierte das Unternehmen zum größten Rüstungshersteller des Deutschen Kaiserreichs. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb verstaatlicht. Das Dritte Reich steigerte die Rüstungsproduktion sowie die Ausgaben für Waffenentwicklung. Zu dieser Zeit mussten auch tausende Zwangsarbeiter bei Rheinmetall arbeiten. Nach dem Krieg rüstete der Konzern ab und wurde im Zuge der Teilung Deutschlands ebenfalls geteilt.
Ab der Jahrtausendwende konzentrierte sich der Konzern wieder stärker auf Wehrtechnik, Elektronik und Automobiltechnik. Im Jahr 2021 erfolgte unter dem langjährigen Vorstand Papperger eine Neustrukturierung innerhalb des Konzerns. Die Trennung in Automative und Defence wurde aufgelöst. Dem Vorstand unterstehen seitdem direkt die fünf neuen Divisionen Weapon & Ammunition, Electronic Solutions, Vehicle Systems, Sensors & Actuators und Materials & Trade.
Laut dem "Stockholm International Peace Research Institute" (SIPRI) sind die Umsätze der 100 größten Rüstungskonzerne weltweit in den vergangenen Jahren, also schon vor dem Ukraine-Krieg, stark gestiegen. "Viele europäische Länder haben steigende Militärausgaben angekündigt in Höhe von rund 200 Milliarden Dollar. Ein Teil dafür ist auch für die Materialbeschaffung gedacht, deshalb werden die Verkäufe weiter ansteigen", heißt es im Bericht. Die Aktie von Lockheed Martin, mit über 60 Milliarden US-Dollar Umsatz der weltgrößte Rüstungskonzern, stieg seit Kriegsbeginn etwa um über 23 Prozent, bei der Nummer Zwei, Raytheon Technologies, waren es 16,4 Prozent. (del)