Es war eine illustre Runde, die sich Mittwochabend im "Club 2" zum Thema "Mafia" versammelte. Ehemalige und aktive Kriminaler, ein "Unterwelt-Experte" (was auch immer das heißen mag) und Menschen, die brav ihre eigenen Bücher in die Kamera hielten. Die Seite der Betroffenen sollte offenbar ein Wiener Bordellbetreiber abdecken. Der kam dann auch stilecht im edlen Tuch mit Manschettenknöpfen und zurückgegeltem Haar. Sein Beitrag war logisch und vorhersehbar: Organisierte Kriminalität? Nö, wir doch nicht! Alles top-seriös! Mädchenhandel? Aber wo! Die machen das alle freiwillig! Gewalt? Aber geh, das sind doch nur ein paar schwarze Schafe! Da kam sogar den seriösen Kriminalern das Grinsen. "Das war jetzt eine Märchenstunde", meinte einer. Sehr amüsant, die Sache, jedenfalls.
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Natürlich ist es schwer, ein Thema abzuhandeln, bei dem naturgemäß die Gegenseite schwer zu erreichen ist. Selbstredend saß da keiner auf der Couch - von den bekannten Organisationen mit klingenden Namen. Und so ergingen sich die Herren Experten im gegenseitigen Aufschaukeln, welche der aus den einschlägigen Revolverblättern bekannte ethnische Gruppe nun mafiöser sei als die andere. Die Moldawier? Die Tschetschenen? Oder doch die Chinesen? Das machte die ganze Sache doch ein wenig schal. Ein bisschen differenzieren schadet auch dann nicht, wenn es um schwere Verbrechen geht.
Ein anderes Thema hier noch am Rande erwähnt: Wem ist es eigentlich eingefallen, Anfang der Woche im Ö1 morgens Trinklieder zu spielen, die zum Alkoholkonsum aufrufen? Wer auch immer es war: Das sollte man vielleicht überdenken.