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Krise hilft sparen bei Topgehältern

Von Peter Muzik

Wirtschaft

In der Krise spielt Bonus geringe Rolle. | Die Erste-Chefs wurden um 56 Prozent billiger. | OMV und Strabag zahlen am meisten. | Herbert Stepic, den Vorstandsboss von Raiffeisen International, und seine fünf Vorstandskollegen hat es ordentlich erwischt: Ihre Bezüge schrumpften im Krisenjahr 2009 immerhin von 9,3 auf 4,9 Millionen Euro.


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Nicht anders erging es dem Vorstand der Raiffeisen Zentralbank: Das von RZB-General Walter Rothensteiner angeführte Chef-Sextett, dem auch Stepic angehört, verdiente zuletzt 5,6 Millionen Euro - ein Jahr davor waren es noch 9,6 gewesen. Der Anteil der erfolgsabhängigen Gehaltsbestandteile sackte von 42 auf 17 Prozent ab, weil die RZB-Vorstandsdirektoren für 2008 keinen Erfolgsbonus bezogen. Schließlich war ihr Unternehmen beim Staat um finanziellen Beistand vorstellig geworden.

So wie die immer noch großzügig honorierten Raiffeisen-Banker mussten sich zahllose rot-weiß-rote Top-Manager im letzten Jahr mit geringeren Gagen zufrieden geben: Bei den Großbanken, den Industriekonzernen und den meisten börsenotierten Aktiengesellschaften schaute für die Bosse nicht mehr so viel raus wie gewohnt - vielmehr setzte es teils herbe Einkommenseinbußen.

In manchen Fällen kam es zu einem freiwilligen Gehaltsverzicht: Die Vorstände des Linzer Stahlkonzerns Voestalpine kürzten angesichts der harten Zeiten ihre fixen Bezüge im Zeitraum Juni bis Dezember 2009 um 10 Prozent. Alles in allem kostete die Führungsetage um 22 Prozent weniger als früher.

Günter Geyer wiederum, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung, strich sich und seinen Vorstandskollegen die Bonuszahlungen für die letzten beiden Jahre - "im Hinblick auf das wirtschaftliche Umfeld". Dabei handelte es sich immerhin um 40 Prozent der Gesamtbezüge. Auf diese Weise wurde der Aufwand für das von sechs auf zehn Mitglieder erweiterte Führungsteam schlagartig von 7,3 auf 4,2 Millionen reduziert.

Auch bei der Erste Group sind die goldenen Zeiten für Vorstände vorerst zu Ende: Generaldirektor Andreas Treichl, der vor ein paar Jahren noch auf einen Gesamtbezug von 4,4 Millionen Euro kam, musste sich im Vorjahr mit vergleichsweise bescheidenen 1,5 Millionen begnügen.

Schon 2008 hatte er mehr oder minder freiwillig auf seine ansehnliche Bonuszahlung verzichtet, um der Kritik an seiner (für heimische Begriffe) astronomischen Bruttogage den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der sechsköpfige Vorstand kostete das Institut zuletzt alles in allem nur noch rund 4,7 Millionen - gegenüber 2008 ein Minus von 56 Prozent.

Die Krise machte die Bosse billiger

In vielen Fällen hat die wirtschaftliche Flaute die Salärs der rot-weiß-roten Topmanager automatisch, also durchaus unfreiwillig, reduziert: Der Wegfall von erfolgsabhängigen Bonuszahlungen machte sich schmerzlich auf zahllosen Gehaltskonten bemerkbar.

Nachdem diese Erfolgsprämien in Normaljahren - so wie bei der Post oder der Voestalpine - maximal zwischen 100 und 200 Prozent eines Fixbezugs ausmachen, waren die gehaltsmäßigen Einbußen massiv. Beispiele: Der fünfköpfige Andritz-Vorstand rund um CEO Wolfgang Leitner kassierte inklusive aktienbasierter Vergütungen mit 7,9 Millionen um beinahe drei weniger als 2008; der Chef-Crew des Feuerfest-Konzerns RHI wiederum wurde der tägliche Stress nur noch mit 4,2 statt 5,4 Millionen vergütet.

Die Kürzungsaktionen waren insbesondere bei den börsenotierten Firmen an der Tagesordnung, deren Manager durchschnittlich 20 Prozent weniger bekamen. Die zumeist enttäuschenden Bilanzergebnisse bekamen aber auch die Vorstände anderer Betriebe zu spüren, die ihre Bonuszahlungen vergessen konnten.

Wovon diese letztlich abhängen, bleibt häufig höchst intransparent: Im Vergütungsbericht der Post AG etwa ist schwammig von "messbaren, kurzfristigen Leistungsindikatoren" und "qualitativen Zielerreichungskomponenten" die Rede.

Im Klartext bedeutet das: Derartige Prämien, die bei EVN nur 25 Prozent des Gesamtbezugs, bei anderen Unternehmen weitaus mehr ausmachen dürfen, hängen beispielsweise - je nach Firmenusance - wahlweise vom operativen Ergebnis (EBIT), dem Nettogewinn, dem sogenannten Return on Capital Employed (ROCE) oder dem operativen Free Cashflow ab.

Auch Leistungskriterien nicht finanzieller Art, wie etwa die Integration von Akquisitionen oder letztlich die Erreichung der vom Aufsichtsrat definierten strategischen Ziele, können dabei eine Rolle spielen.

Selbst wenn viele Ziele nicht erreicht und Boni nicht ausbezahlt wurden, können sich die Gesamtbezüge der Topstars - inklusive Pensionskassenbeiträgen, diversen Sachleistungen und Aktienoptionsprogrammen - freilich immer noch sehen lassen: Das breite Spektrum reicht von Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner, der mit offiziell ausgewiesenen 2,5 Millionen die absolute Spitzengage bezog, bis zum vergleichsweise bescheidenen Do & Co-Chef Attila Dogudan, der sich mit 336.000 Euro zufrieden gab. Besonders großzügig erweist sich die OMV, die gleich fünf Vorstände jeweils mit mindestens einer Million honoriert (siehe Tabelle).

Katastrophale Bilanz, dafür erreichte Ziele

Manche Unternehmen hingegen sind insofern knausrig, als sie neue Bosse kürzer halten als gewohnt: Der Verbund zahlt Neo-General Wolfgang Anzengruber mit 602.000 Euro nicht einmal halb so viel wie dem früheren Vorstandsboss Michael Pistauer. Kuriosität am Rande: Verbund-Vorstand Johann Sereinig, dessen Salär um fast 120.000 Euro angehoben wurde, schnitt besser als sein Chef ab. Unter dem Strich sparte der Stromkonzern im vergangenen Jahr beim Top-Management fast 600.000 Euro ein.

Bei einigen Unternehmen indes wurden die Gagen der Spitzenleute, trotz allgemeiner Flaute, sogar erhöht: So zum Beispiel ließ die OMV ihren Vorständen eine gute halbe Million Euro mehr zukommen. Mit insgesamt 10 Millionen Euro lässt sie sich das Führungsteam mehr als die anderen heimischen Industriekonzerne kosten. OMV-Boss Ruttenstorfer verdient derzeit im Alleingang mehr als die vier Porr- oder die drei Semperit-Vorstandsdirektoren. Letztere haben zwar trotz Umsatzrückgang ein Rekordergebnis hingelegt - was ihnen allerdings nur eine bescheidene Gehaltsaufbesserung um 42.000 Euro bescherte.

Ungeachtet seiner katastrophalen Bilanz 2009 - Motto: "Diesen Geschäftsbericht hätten wir uns gerne gespart" - behandelte der Ziegelkonzern Wienerberger die Führungsmannschaft vergleichsweise großzügiger: Er berappte für Neo-Chef Heimo Scheuch und dessen Vorstandskollegen um 250.000 Euro mehr. Die Herren hatten nämlich alle gesteckten Ziele erreicht: nämlich die Reduktion des Working Capital um mehr als 100 Millionen, die Beschränkung der Investitionen auf unter 180 Millionen und die Verringerung der Nettoverschuldung um mehr als 100 Millionen.

Post-Chefs kosteneine Million mehr

Manche Betriebe hielten schließlich gar nichts davon, bei ihren Managern zu sparen: Bei der Post AG schnellten die Vergütungen für den Gesamtvorstand nach dem Amtsantritt von Georg Pölzl um eine Million hinauf - ein Plus von mehr als 40 Prozent.

Die A-Tec wiederum erhöhte die Bezüge des Vorstands gar von einer auf 2,7 Millionen Euro.

Trotz aller Turbulenzen - acht Prozent Umsatzminus oder ein um ein Drittel geringerer Auftragsstand - fanden Mirko Kovats & Co. hinlänglich Grund zum Feiern: Für den erfreulichen Jahresüberschuss von fast 54 Millionen wurden sie vom Aufsichtsrat mit 1,6 Millionen Erfolgsprämie belohnt.

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