Firmen sparen bei Veranstaltungen ein. | Feiern im Büro statt im Palais. | Rückkehr zu bodenständiger Kost. | Wien. Ein Glas Champagner und zarte Räucherlachs-Spießchen über den Dächern von Wien. Dazu ein stolzes Prost auf das neue Produkt oder die vollendete Firmenübersiedlung. Szenen wie diese spielen sich heuer seltener ab. Schuld ist die Wirtschaftskrise. Sie zwang Firmenchefs, den Gürtel auch beim Veranstaltungsbudget enger zu schnallen.
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"Die reinen Gesichtswäsche-Veranstaltungen sind passé", sagt Frederik Mayringer, Chef von Frederiks Catering. Um ein Viertel brach das Geschäft mit den delikaten Häppchen heuer gegenüber dem Vorjahr ein, heißt es aus der Branche. Besonders schlimm war der April mit einem Umsatzrückgang von 50 Prozent, sagt Mayringer, der rund 30 Mitarbeiter beschäftigt.
Wer dennoch eine Feier ausrichtet, versucht zu sparen, wo es geht: "Viele lassen den Aperitiv und die Snacks zu Beginn weg", so Mayringer. Und zum Dessert verzichte man neuerdings auf Käsevariationen und erlesene Rotweine.
Abschied vom Glamour
Der Spargedanke schwingt auch bei der Auswahl der Festräumlichkeiten mit. "Die Firmen buchen weniger elitäre Orte, sondern richten ihre Feste lieber im eigenen Areal aus", erzählt Michaela Hellmann von e-Catering. Zudem hat sie in den letzten Monaten beobachtet: Der Hauch von Pompösität, der zuletzt Events prägte, ist plötzlich weniger gefragt. Hellmann spricht von einer "Rückkehr zur Bodenständigkeit".
Zum einen werden aufwendige Lasershows und Unterhaltungseinlagen weggelassen - andererseits ändert sich auch der Gusto. So entscheiden sich die Betriebe wieder öfters für rustikale, österreichische Speisen statt für die lange Zeit hippe asiatische oder italienische Küche.
Nach Altvertrautem sehnen sich auch die Airline-Caterer. Die Zeiten der üppigen Gratis-Bordverpflegung sind vorbei und lassen die Erträge etwa bei der Do&Co-Tochter Sky Gourmet purzeln. Belastend hinzu kommen rückläufige Passagierzahlen und der Sparkurs bei der AUA, für die Sky Gourmet 80 bis 90 Prozent des Umsatzes erkochte.
Sorgen plagen derzeit auch jene Caterer, die Kantinen und Automaten in Unternehmen beliefern. Laut einer Studie des Marktforschers Interconnection Consulting macht sich der verstärkte Personalabbau auch im Mahlzeitenservice bemerkbar, das mit 37 Prozent das größte Segment am Cateringmarkt darstellt.
Für 2009 sagen die Marktforscher einen Umsatzrückgang in der Branche von 5,3 Prozent auf 869 Mio. Euro voraus. Zum Vergleich: Im Vorjahr wuchs der Markt noch um 11,3 Prozent. Interconnection Consulting geht davon aus, dass vor allem einige Event-Caterer die Krise nicht überleben werden.
"Ein normaler Herbst"
Ein Wachstumsmarkt ist dagegen das Care-Catering, das ein Fünftel zum Gesamtumsatz beiträgt. Dieser Bereich profitiert laut Studie vom starken Kostendruck im Gesundheitswesen. Anstelle der krankenhauseigenen Kochmannschaft verköstigt der Caterer von außen.
Optimistisch zeigt sich indes Walter Piller, Gastronomie-Verantwortlicher der Wirtschaftskammer Österreich: Die Hauptsaison beginne erst nach dem Sommer. Anhand der aktuellen Auftragslage erwartet Piller, dass die Caterer im Herbst Umsätze in stabiler Höhe erwirtschaften.