Kurden, Öl und Wirtschaftsprojekte im Mittelpunkt zweier Staatsbesuche: türkischer Präsident im Irak, saudischer König erstmals in Russland.
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Teheran/Wien. Durch regionale Krisen rücken Keyplayer in Nahost näher aneinander. Das Kurdenthema etwa brennt Teheran und Ankara unter den Nägeln. Wenige Tage nach dem umstrittenen Kurdenreferendum im Nordirak ist daher der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch zu einem Staatsbesuch im Iran eingetroffen. Mit seinem Amtskollegen Hassan Rohani besprach er die Kurdenthematik, bilaterale Projekte und die jüngsten Entwicklungen in Syrien. Erdogan wurde sehr freundlich empfangen, der "Beginn einer neuen Ära der bilateralen Beziehungen" wurde eingeläutet. Bei einem weiteren Gespräch mit Irans Oberstem Geistlichen Führer, Ayatollah Ali Khamenei, ging es auch um bilaterale Wirtschaftsprojekte.
Hauptthema blieben aber die Kurden. Mit Sorge verfolgen Teheran und Ankara die Entwicklung im Nordirak. In den Kurdengebieten hatte sich vergangene Woche bei einem umstrittenen Referendum die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer für eine Abspaltung vom Irak ausgesprochen. In der Türkei und im Iran lebt eine große kurdische Minderheit, die beiden Staaten sind wie Iraks Regierung gegen einen kurdischen Staat. Sie befürchten, dass eine Unabhängigkeit des Nordiraks Autonomiebestrebungen der Kurden in ihren eigenen Ländern befeuern könnte.
König Salman in Moskau
Der schwache Ölpreis wiederum bringt zwei andere regionale Akteure zusammen: Die beiden größten Exporteure Russland und Saudi-Arabien müssen sich künftig abstimmen. Wenn König Salman am Donnerstag in Russland eintrifft, werden bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin aber auch die unterschiedlichen Positionen zu Syrien und dem Iran auf der Tagesordnung stehen.
Erwartet wird die Einigung auf eine Reihe von Investitionen, darunter in ein Flüssiggasprojekt und in petrochemische Werke sowie die Bildung eines Milliarden-Fonds für Energieprojekte. Wegen des Ölpreisverfalls hatten beide Staaten maßgeblich an einer Vereinbarung zwischen der Organisation erdölproduzierender Länder (Opec) und anderer Förderstaaten mitgewirkt, um die Produktion zu begrenzen. Saudi-Arabien ist Opec-Mitglied, Russland hingegen gehört der Organisation nicht an.
In politischen Fragen nehmen Moskau und Riad konträre Positionen ein: So steht Russland im Syrien-Krieg auf der Seite von Präsident Bashar al-Assad und setzt eigene Truppen in Syrien ein. Saudi-Arabien hingegen ist ein Unterstützer von Rebellengruppen und hilft nach Meinung von politischen Beobachtern auch islamischen Extremisten. Die Diskussion über Syrien dürfte sich darauf konzentrieren, wie das Land nach der Zerschlagung der Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) aussehen soll.