Aktionärsstreit zwischen Bund und Volksbanken beigelegt.
Wien. Doch rascher als erwartet haben die Hauptaktionäre der maroden ÖVAG, Bund und Volksbanken, ihren Streit um die Besetzung des Chefpostens beigelegt. Jedenfalls hat das teilstaatliche Volksbanken-Leitinstitut seit Dienstag einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Er heißt Stephan Koren, war früher Vize-Chef der Bawag und galt als Wunschkandidat von Finanzministerin Maria Fekter. Das Nachsehen hatte Michael Mendel, der die Bank nach dem Ausscheiden von Gerald Wenzel seit Mai interimistisch geführt hatte und den die Volksbanker als Mann aus ihren Reihen ursprünglich dauerhaft an der Vorstandsspitze haben wollten.
Mit der Bestellung Korens, die in einer außertourlichen Sitzung des ÖVAG-Aufsichtsrates erfolgte, hat der Bund die erste Machtprobe im Reich der "Genossen" bestanden. Noch vor dem vergangenen Wochenende sollen die Volksbanker in dieser Frage auf Linie gebracht worden sein.
Koren, Sohn des verstorbenen, ehemaligen Finanzministers und Nationalbank-Präsidenten Stephan Koren, übernimmt bei der Österreichischen Volksbanken AG einen heißen Job. Die Bank musste im Frühjahr angesichts eines Milliarden-Verlusts vor dem Kollaps gerettet werden, der Staat hat bisher mehr als eine Milliarde Euro in das Institut gepumpt und ist seit April mit 43,3 Prozent beteiligt (die Volksbanken halten mit 50,1 Prozent die Mehrheit).
Dem Vernehmen nach soll sich Koren lange geziert haben, sich überhaupt für das Chefamt zu bewerben. Dass er es dennoch tat, hat damit zu tun, dass er Bedingungen stellte. Dazu gehörte ein umfassendes Sanierungskonzept, das er selber erstellt und von dessen Akzeptanz er seinen Amtsantritt abhängig gemacht hatte.
Wiener Finanzbranche ätzt
Dieses Papier soll bei den Volksbankern auf wenig Gegenliebe gestoßen sein, weil darin vorgesehen ist, deren Kompetenzen im Sektor weiter zu beschneiden; daher auch der Streit mit dem Bund, den früheren Bank-Austria-Präsidenten Mendel statt Koren in den ÖVAG-Chefsessel zu setzen.
Ob Koren der richtige Mann ist, um die Bank wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen, wird in Wiener Finanzkreisen indes bezweifelt. "Er ist kein Sanierer", heißt es dort. Kritik an dem ÖVP-nahen Manager kommt auch vom FPÖ-Abgeordneten Martin Graf. Er hält Koren wegen seiner Vergangenheit als Bawag-Vorstand für vorbelastet und deshalb für ungeeignet. Korens Rolle bei der Bawag sei bis heute nicht einmal ansatzweise aufgeklärt, so Graf in Anspielung auf die seinerzeitige Bawag-Affäre.
Wichtigste Aufgabe für Koren wird sein, die ÖVAG wieder soweit flottzukriegen, dass die Republik wie geplant 2017 - also in fünf Jahren - ihre Anteile einigermaßen gut verkaufen kann und der Gesamtschaden für den Steuerzahler am Ende des Tages möglichst klein ausfällt.
Ob Koren den Vorsitz im Aufsichtsrat der Fimbag, der "Banken-ÖIAG", behält, ist vorerst unklar. Neben dem ÖVAG-Chefamt war der Banker übrigens auch als Kandidat für das Direktorium der Nationalbank und für den Chefposten bei der Staatsholding ÖIAG gehandelt worden, weil er bereits seit längerer Zeit keinen echten operativen Job hatte.
Unterdessen hat die ÖVAG am Dienstag bekanntgegeben, dass sie mit dem Rückkauf eigener Anleihen, die unter dem Nominale notierten, einen Buchgewinn von 130 Millionen Euro erzielte. Dieser Gewinn, so die Bank, stärke das Eigenkapital.