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Die gute Nachricht: Wenn die Lage wirklich ernst ist, ist das Vertrauen in den Staat intakt.
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Die Republik rüstet sich gegen eine drohende Katastrophe - mit in Friedenszeiten nie da gewesenen Maßnahmen. Es gilt, die Ausbreitung der Coronavirus-Epidemie so lange es irgend geht hinauszuzögern und so wertvolle Zeit zu gewinnen, um eine ansonsten drohende Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Nachdem Italien das gesamte Staatsgebiet zur Sperrzone erklärte, zieht nun Österreich aus Mangel an Alternativen nach.
Einiges spricht dafür, dass auf den verfügten Maßnahmenkatalog, der auf ein weitgehendes Herunterfahren fast allen öffentlichen Lebens zielt, weitere Einschränkungen folgen werden. Es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis auch Schulen und Kindergärten vorübergehend den Betrieb einstellen. In praktisch allen Unternehmen, wo dies möglich ist, wird über Möglichkeiten von Heimarbeit nicht nur nachgedacht, sondern es werden bereits auch konkrete Taten gesetzt.
In den kommenden Wochen und Monaten werden die Firmen deshalb unter realen Bedingungen die Zukunft der Arbeit im Zeitalter der Digitalisierung erproben. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die dabei gesammelten Erfahrungen noch nachwirken werden, wenn die Epidemie längst vergessen ist.
Das ist überhaupt das Bemerkenswerte an der jetzigen Situation: Wir erleben einzigartige Einschnitte in unseren öffentlichen, wirtschaftlichen und sozialen Alltag, ohne dass jedoch die meisten von uns die Ursachen dafür am eigenen Leib wahrnehmen - oder auch nur bei anderen erkennen können. Und trotzdem ist die Bedrohung allgegenwärtig, weil wir alle ohne Unterlass von ihr lesen und hören. Das macht die Rede vom Notstand so surreal.
Dass die Empfehlungen und dekretierten Einschnitte wohl trotzdem weitgehend lücken- und klaglos eingehalten werden, relativiert aber eine zuletzt stets präsente Debatte: das Gerede vom angeblich allgegenwärtigen Misstrauen gegenüber allen Autoritäten und Staatsgewalten. Wenn es ernst wird, ist davon nichts zu spüren. Und das ist dann in diesen verunsicherten Zeiten doch einmal eine gute Nachricht.
Zumal sich die schlechten Meldungen weiter häufen werden. Etliche Staaten werden nun in eine Rezession kippen - mit all den absehbaren Folgen für Unternehmen, Arbeitsmarkt und Konsum. Ab sofort müssen deshalb etliche Projekte in den Budgets um ihre Umsetzung bangen, deren Existenz auf die rosigen Wirtschaftsaussichten vor der Epidemie gebaut war.
Doch das ist ohnehin Zukunftsmusik. Jetzt ist professionelles Krisenmanagement gefragt. Und kühler Kopf bei allen Menschen.