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Krisensichere Wirtschaftsstrukturen

Von Eva Stanzl

Wirtschaft

Die Schweiz schrumpft moderater als Österreich. | Unternehmen: "Diskriminierung" gegen EU-Betriebe. | Wien. Wenn Unternehmen in Krisenzeiten sparen wollen, etwa bei den Steuern, könnten sie ihre Zelte in der Schweiz aufschlagen. Denn dort können sie sich mit der Kantonalsverwaltung sogar ausmachen, wie viel Körperschaftsteuer sie zahlen.


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Tipps für österreichische Firmen, die in der Schweiz und Liechtenstein Geschäfte machen wollen, gibt die Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein in ihrem Jahrbuch 2009/10. Zu finden sind Daten zu Import und Export, aktuelle Förderungen und Kontaktadressen, damit expansionwillige Geschäftsleute am richtigen Ort andocken können.

Der Publikation zufolge hat Österreich 2008 insgesamt 3,8 Prozent seiner Ausfuhren in die Schweiz exportiert und 4,1 Prozent seiner Einfuhren aus der Schweiz bezogen. Ab Sommer plant die privatwirtschaftlich organisierte Handelskammer auch eine Bankenplattform und steuerliche Beratung für Expansionswillige.

Jedoch drängt sich die Frage auf: Können sich Geschäfte in der Schweiz noch lohnen? Die Schweizer Großbank UBS schreibt MIlliardenverluste, der Finanzsektor ist dringend reformbedürftig und die Schlacht um das Bankgeheimnis sowie die Abwertung des Franken regen Firmen aus der Euro-Zone nicht gerade dazu an, ihr Geld ausgerechnet in der Eidgenossenschaft zu verdienen. Sind die benachbarten Kleinstaaten trotzdem besser für die Wirtschaftskrise gerüstet als andere?

Besseres Rüstzeug

"Im letzten Quartal 2008 haben wir mit minus sieben Prozent bei den Ausfuhren zwar konkrete Auswirkungen der Krise gespürt", betonte Oscar Knapp, Botschafter der Schweiz in Österreich, vor wenigen Tagen vor Journalisten in Wien. Doch während die österreichischen Wirtschaftsforscher für 2009 von minus vier Prozent Wachstum ausgehen, erwarte die Schweiz nur minus 2,2 Prozent - und 2010 sogar ein Nullwachstum.

Ob einzelne Länder besser für die Krise gerüstet seien als andere, "hängt einerseits von der Flexibilität ab, mit der seitens der Unternehmer und des Staates auf die Krise schöpferisch reagiert wird, und andererseits von der Wirtschaftsstruktur", erklärt Fritz Breuss von der Wirtschaftsuniversität Wien.

Vergleicht man Österreich mit der Schweiz, "hat Österreich zwar stark vom Wirtschaftsboom in Osteuropa profitiert, ist aber aufgrund der Dominanz von Klein- und Mittelbetrieben strukturell beschränkt", so Breuss. Die Schweiz sei dagegen mit ihren zahlreichen multinationalen Konzernzentralen stärker globalisiert, was ihr höhere Direktinvestitionen bringe und die Schlagkraft des Standortes erhöhe.

Auch Engagements in Liechtenstein scheinen interessant. Das Fürstentum, das vorwiegend als internationale "Bank" bekannt sei, lebe in Wahrheit zu 40 Prozent von seiner Industrieproduktion, erklärte Maria-Pia Kothbauer, Botschafterin Liechtensteins in Österreich. Das Land, mit 35.000 Einwohnern so groß wie Bregenz, hat 32.000 Beschäftigte (inklusive Ausländer). Liechtensteiner Banken, welche vorwiegend in der Vermögensverwaltung tätig sind, hätten keine Staatshilfen benötigt. Zudem sei der Staatshaushalt mit "seiner positiven Bilanz in einer guten Position", machte Kothbauer Mut.

Auch Liechtenstein bietet Steuerzuckerl: Dort ansässige Firmen zahlen nämlich keine Ertragssteuer. Sie müssen lediglich eine Kapitalsteuer von einem Promill des im Betrieb investierten Vermögens entrichten, jedoch mindestens 1000 Schweizer Franken im Jahr.

EU-Konkurrenz

Den Frohbotschaften stehen Meldungen gegenüber, wonach die Schweiz EU-Betriebe diskriminiert. Ein Rechtsgutachten der Schweizer Universität Freiburg untermauert Beschwerden der Wirtschaftskammer Vorarlberg, wonach Vorarlberger Betriebe bei Arbeitsaufträgen im Nachbarland diskriminiert werden.

Vorarlberger Wirtschaftstreibende werfen den Eidgenossen vor, die mit der EU vereinbarte Personenfreizügigkeit zu unterlaufen, um sich gegen die Konkurrenz zu schützen. Ebenso kritisiert wurde die Auferlegung von Kontroll- und Vollzugskosten, die eine Zusatzbelastung für Unternehmen und damit eine Beschränkung von grenzüberschreitenden Dienstleistungen bedeute.

Jahrbuch 2009/2010 der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein, www.hk-schweiz.at