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Kritik am Referee ist eine Frage der Perspektive

Von Christoph Rella

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Pfeift ein Schiedsrichter falsch und gewinnt das betroffene Team die Partie trotzdem, dann ist der Fehler am nächsten Tag oft Schall und Rauch. Etwas anderes ist es aber, wenn das Spiel verloren geht: Dann wird vor der Presse die Keule ausgepackt und der Unparteiische kritisiert. Beide Reaktionen konnte man wieder nach dem Europacup-Abend am Donnerstag schön beobachten.

Während der Linzer ASK rund um Coach Valérien Ismaël seinen 4:1-Triumph über PSV Eindhoven - nach einem Rückstand wegen eines Elfer-Fehlpfiffes - bejubelte, fand Eintracht-Frankfurt-Trainer Adi Hütter nach dem 1:2 gegen Standard Lüttich scharfe Worte. "Ich verstehe nicht, dass er das nicht richtig gesehen hat", sagte der Austro-Coach und meinte ein nicht sanktioniertes Foul des bereits verwarnten Kostas Laifis, für das dieser laut Hütter hätte ausgeschlossen werden müssen. Die Hoffnung, die Partie gegen einen Gegner in Unterzahl beim Stand von 1:1 zu gewinnen, war offenbar dahin. "Für mich ist das immer noch unerklärlich", klagte Hütter und schob die Behauptung nach, dass der Pfiff - und damit das Spiel - mit dem Videobeweis anders ausgegangen wäre.

Nun hat jeder Trainer das Recht, sich über einen Schiedsrichter aufzuregen, allerdings irrt Hütter hier gleich doppelt. Erstens war und ist der Videobeweis, wie viele bittere Erfahrungen zeigen, nie ein Garant für gerechte Pfiffe. Zu jenen, die ein Lied davon singen können, zählt der Linzer ASK, der durch einen falsch gegebenen Elfmeter gegen Brügge (weil der Videobeweis versagte) aus dem Play-off der Champions League geflogen war. Und zweitens hätte es Frankfurt in der Hand gehabt, Lüttich auch ohne Überzahl zu bezwingen - wenn man es halt zustandegebracht hätte. Dass der entscheidende Gegentreffer in der 94. Minute fiel, ist bitter, umso mehr klingt Hütters Kritik nach einer Ausrede. Schließlich ist in einem Spiel, wie der Lask gezeigt hat, immer etwas möglich. Und der Referee nicht an allem schuld.