Der geplante EU-Beitritt lässt die 4,4 Millionen Kroaten auf eine bessere Versorgung mit Konsumgütern, auf mehr Arbeitsplätze und den Aufschwung der Tourismusindustrie dank ausländischer Investitionen hoffen. Schon heute werden mehr als 55% des Außenhandels mit EU-Ländern abgewickelt.
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Die wichtigsten Partner sind Italien, Deutschland und Österreich. Deren Bedeutung soll noch wachsen - vor allem angesichts der 240.000 Gastarbeiter in Deutschland. Sie sollen bewegt werden, ihre Ersparnisse in die dann aufblühende Wirtschaft zu stecken.
Nachdem das Land durch die Eindämmung seines Nationalismus die internationale Isolation überwunden hatte, haben in den letzten Jahren die ausländischen Investitionen drastisch zugenommen: Von 114 Mio. Dollar im Jahr 1995 auf über eine Milliarde Dollar (758 Mio. Euro) im vergangenen Jahr. Die Hälfte dieses Geldes stammt aus Österreich und Deutschland. Die Niederlande liegen an dritter Stelle. Die Groß- und Einzelhändler Metro, Lidl und Billa sind schon da und verfolgen rasante Expansionspläne.
Neben dem Handel waren die ausländischen Geldgeber an der Telekommunikation (T-Mobile), sowie der Öl- und Pharmaindustrie interessiert. Dagegen gingen nur 7% der Auslandseinlagen in Hotels und Gaststätten. Dabei ruhen auf der Tourismusbranche die größten Hoffnungen der Kroaten. Der Fremdenverkehr ist der Boom-Sektor schlechthin und steuert schon heute 22% zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Zum Vergleich: Die Industrie schafft nur 18% .
Schäden durch Krieg sind nun endlich überwunden
Mehr als neun Millionen Urlauber haben im letzten Jahr wieder Kroatien mit seiner über 1.000 Kilometer langen Adriaküste besucht. Damit wurde nach den Bürgerkriegen erstmals das Ausgangsniveau des Jahres 1990 übertroffen. Allerdings gibt es immer wieder juristische Schwierigkeiten beim Kauf von Grundstücken durch Ausländer. Das gilt auch für den Erwerb von Urlaubsdomizilen. Oft herrscht die alte Furcht, "die Fremden wollen unsere Heimat aufkaufen!". Sie löst dann bürokratische Schikanen aus. Doch gerade die Ferienindustrie verfügt über beinahe unvorstellbare Perspektiven. Großangelegte Auslandsinvestitionen können Arbeitsplätze in einem Land schaffen, in dem fast 20% der Erwerbstätigen ohne feste Anstellung sind. So ist zum Beispiel die Südtiroler Hoteliersfamilie Falkensteiner zu einem der größten Bettenanbieter an der Küste aufgestiegen. Offenbar wird die Kombination von kroatischer Naturschönheit und ausländischem Know how im Dienstleistungssektor von den ausländischen Gästen geschätzt. Sie sorgen für eine vergleichsweise sonst unbekannt hohe Auslastungsquote.
Vor dem Beitritt zur Europäischen Union ist jedoch noch viel zu tun. Der Staatssektor ist immer noch zu dominant. Oft schreckt auch die fehlende Rechtssicherheit und die manchmal voreingenommene Justiz ausländische Interessenten ab. Die Produktionskosten liegen deutlich über denen der Nachbarländern. Auch ist die heimische Währung Kuna aus ideologisch-politischen Gründen immer noch überbewertet. Und schließlich ist das Land mit rund 25 Mrd. Dollar Auslandsschulden belastet, von der inneren Verschuldung der maroden Staatsbetriebe ganz zu schweigen. dpa