Sanader: Auch EU braucht Kroatien. | Unterstützung der Bevölkerung für Beitritt sinkt. | Graz. "Nicht nur Kroatien braucht die EU sondern auch die EU braucht Kroatien", zeigt sich der kroatische Ministerpräsident Ivo Sanader selbstbewusst und verweist auf die Rolle Kroatiens für die Stabilität am gesamten Balkan. Natürlich gebe es noch "offene Fragen" mit den Nachbarländern, aber auch die würden geklärt werden, sagte Sanader am Mittwochabend in Graz im Rahmen einer Veranstaltung der Steiermärkischen Sparkasse.
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Die Unterstützung der Bevölkerung in Kroatien für einen EU-Beitritt ist indessen laut jüngsten Umfragen verhalten: Fast die Hälfte spricht sich gegen einen Beitritt Kroatiens zur EU aus, 40 Prozent sind dafür. Sanader ortet den Grund für die geringe EU-Begeisterung seiner Landsleute nicht nur in der allgemeinen EU-Verdrossenheit, sondern vor allem in der Enttäuschung über die Verschiebung der Beitrittsverhandlungen, deren Start für März geplant gewesen war.
Nun soll Kroatien bis Ende September einer neuen Beurteilung unterzogen werden, für die sowohl der Bericht der UN-Chefanklägerin Carla Del Ponte über die Zusammenarbeit Kroatiens mit dem Kriegsverbrechertribunal, als auch die Beurteilung der EU-Minister in der so genannten Task Force für Kroatien ausschlaggebend sind. Den endgültigen Beschluss darüber, ob die EU mit Kroatien Beitrittsverhandlungen aufnimmt, müssen dann die EU-Außenminister einstimmig treffen.
Streitpunkt bleibt, ob Kroatien wirklich alles unternimmt, um den gesuchten mutmaßlichen kroatischen Kriegsverbrecher Ante Gotovina zu fassen. Immerhin soll jetzt ein mutmaßlicher Fluchthelfer von Gotovina, Hrvoje Petrac, nach seiner Festnahme in Griechenland an Kroatien ausgeliefert werden. Ob das Del Ponte milder stimmt, bleibt abzuwarten.
Allen Schwierigkeiten zum Trotz ist Sanader zuversichtlich: "Ich bin überzeugt, dass Kroatien 2009 an den Europa-Wahlen als EU-Mitglied teilnehmen wird". Auf die Frage der "Wiener Zeitung", was Zagreb tun werde, wenn Kroatien von der EU wieder einen Korb bekommt, weicht Sanader aus: "Ich kenne keinen Pessimisten, der sein Ziel erreicht hat."