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Kroatiens Tourismuswirtschaft zwischen großem Investitionsbedarf und "Balkan-Nationalismus"

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Kroatien wird als Urlaubsland immer beliebter. Darüber freut sich nicht nur die kroatische Tourismuswirtschaft, sondern auch immer mehr österreichische Investoren verdienen an dem stark wachsenden Markt am Balkan mit.


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Rund 45 Millionen Übernachtungen von Touristen hat das Zentrale Statistikbüro in Kroatien im Jahr 2002 regisitert. Das ist trotz allegemein schlechter Wirtschaftslage ein Plus von 3% im Vergleich zum Vorjahr. Der Großteil, nämlich 40 Millionen davon stammen von Ausländern. Deutsche, Slowenen, Italiener, Tschechen und Österreicher führen das Ranking der ausländischen Gäste an.

"Kroatien ist in den vergangenen zwei Jahren wahrscheinlich das am stärksten wachsende Tourismusland gewesen", bestätigt Andreas Zenker, Pressesprecher des Österreichischen Verkehrsbüros (ÖVB) im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Beim ÖVB wurde im Jahr 2002 bei den Pauschalreisen nach Kroatien ein sattes Plus von 23% verzeichnet. Und auch bei den Selbstfahrern liege Kroatien im Trend. Ein Grund mehr, um dort zu investieren. So überlegt zum Beispiel die Vienna International Hotelgruppe, an der das Verkehrsbüro mit 30% beteiligt ist, neben den bestehenden Hotels in Polen, Tschechien, Griechenland und Österreich auch in Kroatien ein Hotel zu eröffnen.

"Ein Großteil der Hotelinfrastruktur ist noch Altbestand aus den 70er Jahren, der - wenn überhaupt - oft nur 'kosmetisch' verbessert wurde", erläutert Peter Hasslacher von der Österreichischen Außenhandelsstelle in Zagreb. Diese Anlagen seien heute nicht mehr wettbewerbsfähig und werden daher nach und nach in 3- oder 4-Stern Hotels umgewandelt.

So zum Beispiel das Hotel Bretanide auf der Insel Brac, das 2001 vom steierischen Reiseunternehmen Gruber Touristik GmbH erworben wurde. "Wir haben viel investiert - etwa 70% des Altbestands mussten renoviert werden", erzählt der Geschäftsführer von Gruber Touristik, Michael Schlögl. Die Mühen haben sich offensichtlich gelohnt, denn das Ergebnis sei bereits im Jahr der Neueröffnung 2002 positv gewesen. Nun soll die Hotelanlage auch noch durch ein Wellnesscenter ergänzt werden. Auch der Villacher Bauunternehmer und Touristiker Robert Rogner hat angekündigt, seine Wellnessaktivitäten auf Kroatien und eventuell auch Montenegro auszuweiten.

In Zagreb, "der Hauptstadt eines Landes, das mit Vollgas in Richtung EU unterwegs ist", investiert die österreichische Hotelgruppe Arcotel Hotels & Resorts, die auch Betreiber des Wiener Hotels Wimberger ist. Im August will Arcotel in Zagreb das erste "Lifestylehotel" eröffnet. "Wir sind dann das einzige moderne 4-Stern-Hotel mit Design-Ansprüchen", meint dazu Gerald Grossbauer von Arcotel. Bisher sei die Geschäftstätigkeit in Kroatien ohne besondere Probleme verlaufen, und "wir sind auch in der Bauzeit relativ pünktlich unterwegs", meint Grossbauer optimistisch.

Schwierige Privatisierungen

"Die Situation in Kroatien ist stabil wie schon lange nicht mehr", beschreibt Schlögl. Es werde viel geplant - was dann realisiert wird, das sei allerdings eine andere Sache. "Oft scheitert es am Geld."

Politische Auseinandersetzungen und Probleme bei der geschäftlichen Abwicklung gibt es auch bei den Privatisierungen der kroatischen Staatsbetriebe, wie erst kürzlich der Eklat um den Hotelkomplex "Suncani Hvar" gezeigt hatte. Die Frage um die Privatisierung des größten Hotelkonzerns in Dalmatien hatte wochenlang die kroatische Innenpolitik bestimmt. Der Zuschlag, den der Privatisierungsfonds HFP einem slowenischen Unternehmen erteilt hatte, wurde von der Regierung wieder verworfen. "Wir müssen einen Modus finden, dass politische Parteien keinen Einfluss auf die Privatisierung haben", meinte dazu im Februar der kroatische Arbeitsminister Davorko Vidovic.

"Kroatien hat sich aufgrund des Balkan-Nationalismus als derartig schwierig herausgestellt", beschreibt der Hotelier Wilfreid Holleis seine Erfahrungen. Er hatte nach umfangreicher Sanierung im Sommer 2000 die Hotelinsel Katarina vor Rovinj mit einem 350-Betten-Hotel in der Vier-Sterne-Kategorier neu eröffnet. Der Hotelier aus Zell am See erwarb 50,1% der Insel Katarina GmbH, mit der Verpflichtung, Ende 2003 auch die restlichen 49,9% zu übernehmen. Doch nun wolle ihn sein kroatischer Minderheitspartner verdrängen. Ein Verfahren in zweiter Instanz ist im Laufen.

Informationen der WKÖ bzw. ihrer Außenhandelsstelle: http://portal.wko.at, http://www.austriantrade.hr