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Kroes, Neelie

Von Martyna Czarnowska

Europaarchiv

Dem US-Softwarekonzern Microsoft laufe die Zeit davon. Sollte er die Auflagen der Wettbewerbsbehörde nicht umsetzen, werde das bei der Kommission nicht gut ankommen, warnte die für Wettbewerb zuständige Kommissarin Neelie Kroes.


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Die Vorschläge von Microsoft zur Überwachung der Kartellauflagen der EU wies die Kommission zurück. Der Konzern hat nun bis 11. April Zeit für eine offizielle Stellungnahme. Die Brüsseler Behörde verlangte, dass die Firma Konkurrenten Zugang zu Teilen seiner Server-Software gewährt und das PC-Betriebssystem Windows in einer Version ohne das Multimediaprogramm Media Player anbietet.

Gegen großzügigere Wettbewerbsregeln hat sich Neelie Kroes auch in einem anderen Bereich ausgesprochen: Der Aufbau führender Großkonzerne sollte nicht damit gefördert werden. Sie sei für "europäische Champions", solange sie aus dem Markt heraus entstehen, erläuterte die Wettbewerbskommissarin.

Unmut löste Kroes mit ihrem Vorhaben aus, das System staatlicher Beihilfen in der EU zu reformieren. Demnach könnten für Staaten, die im Verhältnis zu den neuen EU-Mitgliedstaaten reicher seien, striktere Auflagen bei der Vergabe von Subventionen gelten.

Die von den Niederlanden nominierte Kommissarin gehörte zu jenen KandidatInnen, die im Vorfeld auf Kritik des europäischen Parlaments stießen. Zweifel an der Unabhängigkeit der Aufsichtsrätin in zahlreichen Firmen mehrten sich. Doch Den Haag hielt an der liberalen Ex-Verkehrsministerin fest. Sie selbst hat sich zu drastischen Auflagen zur Vermeidung eines Interessenskonflikts verpflichtet: Nach Beendigung ihres Mandats in der Kommission werde sie keinen Posten in der Wirtschaft mehr antreten. Um mögliche Interessenskonflikte zu vermeiden, muss Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso künftig in einigen Fällen selbst entscheiden. Denn die Liste der Unternehmen, in denen die 63-Jährige tätig gewesen war, ist lang. Sie umfasst unter anderem den Autohersteller Volvo, das britische Telefonunternehmen MM02 und McDonald's Netherlands. 1991 übernahm die ehemalige Rotterdamer Stadträtin, die Wirtschaft studiert hatte, die Leitung der Wirtschafts-Universität Nyenrode. Schon zuvor arbeitete Kroes in Brüssel: als Assistentin des Kommissars für Verkehrsfragen.