Wien. Die derzeitige Klimaveränderung schreite rascher und stärker voran, als man bisher gemeint hatte, betonte die Wiener Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb (Universität für Bodenkultur) am Dienstag in einem Pressegespräch in Wien. Sogar das pessimistische unter den bisherigen Szenarien - durchschnittlicher Temperaturanstieg um 3,6 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts - werde voraussichtlich übertroffen werden. Kromp-Kolb erwartet einen Anstieg um mehr als 4 Grad bis 2100 und bereits bis 2050 eine Verdopplung der Hitzetage (Temperatur über 30 Grad) in unseren Breiten.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Kromp-Kolb rief zu raschem Handeln auf, um den prinzipiell bereits unvermeidlichen Temperaturanstieg vorbeugend in Grenzen zu halten, aber auch um sich den kommenden Gegebenheiten anzupassen. Sie kritisierte die Haltung des dänischen Forschers Björn Lomborg, der Investitionen in den Klimaschutz angesichts anderer Weltprobleme für Verschwendung hält, als "zynisch". Klimaschutzmaßnahmen seien die wirksamste Art, Hunger, Krankheiten und Flüchtlingsnot - man müsse mit 200 Millionen Klimaflüchtlingen rechnen - zu bekämpfen. Klimaschutz sei auch nötig, da sich eine Energieknappheit anbahne: "Der Energiemangel wird bereits uns treffen, der Klimawandel mehr die nächsten Generationen."
Die Klimaforscherin empfahl in diesem Zusammenhang nachhaltige Maßnahmen im Bauwesen, um Energie beim Heizen, aber auch beim Kühlen im Sommer einzusparen.
Vertreter der Bauwirtschaft forderten, die Politik müsse für solche Baumaßnahmen (vor allem Wärmedämmung) Anreize schaffen und die Bevölkerung mehr aufklären: Denn laut einer neuen Studie halten nur drei Prozent der Österreicher den Klimawandel für ein ernstes Problem.