Eine Injektion löst verhärtete Faserstränge in der Hand völlig auf.
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Wien. Zuerst bilden sich Knoten an der Handinnenfläche, die zumeist nicht ernst genommen werden. In Folge entstehen feste Faserstränge im Gewebe, die dazu führen, dass sich Finger nach und nach dauerhaft krümmen. Zumeist sind der kleine Finger oder der Ringfinger davon betroffen - und das vorwiegend bei Männern ab dem 50. Lebensjahr.
Die Rede ist von Morbus Dupuytren oder der Dupuytren’schen Kontraktur - eine gutartige Veränderung der Grundstruktur der Bindegewebszellen. Es verändern sich Gewebsfasern und verlieren an Elastizität. Dadurch kommt es zum krummen Finger. Manuelle Tätigkeiten sind sehr stark beeinflusst: Ob Schuhebinden, Computerarbeit, Händeschütteln oder das Anziehen eines Handschuhs. Auf Dauer kann diese Fehlstellung des Fingers dann zu irreversiblen Deformierungen der Gelenkskapsel führen.
Funktionsverlust der Hand
Am Schlimmsten für die Patienten ist jedoch der Funktionsverlust der Hand. In Österreich sind rund 200.000 Menschen davon betroffen. Zu erkennen ist eine familiäre Häufung sowie ein Anstieg im aufsteigenden Alter.
Eine neue Behandlungsmethode, die seit Dezember 2011 auch in Österreich angewendet wird, zeigt nach und nach große Erfolge, wie Martin Leixnering, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Handchirurgie im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" betont. Bei 275 Patienten konnte sie bereits erfolgreich angewendet werden.
Die herkömmliche Behandlung der Erkrankung ist die chirurgische. Dabei werden die Kollagenstränge durchtrennt oder entfernt, um die Streckung der Finger wieder zu ermöglichen. Die Entfernung des Stranges erfordert jedoch eine umfangreiche Operation, die von speziell ausgebildeten Handchirurgen durchgeführt wird. Im Anschluss an den rund zweistündigen Eingriff folgen drei bis zwölf Wochen Physiotherapie. Das Risiko eines Rezidivs, also eines Wiederauftretens der Erkrankung, liegt nach fünf Jahren circa bei 20 bis 40 Prozent.
Das seit einem Jahr in Österreich angewandte Injektionsverfahren mit einer Kollagenase - einem aus dem Bakterium Clostridium histolyticum gewonnenen Enzym - löst den verhärteten Strang auf. Nach nur 24 Stunden kann der betroffene Finger aufgedehnt werden und der Strang reißt. Danach muss für drei Wochen eine Schiene getragen werden, um den Finger in Streckstellung zu halten.
Die Vorteile dieser Behandlungsmethode sind die kürzere Rehabilitationszeit, die geringere Gefahr von Gefäß- und Nervenverletzungen und die geringere Infektionsgefahr im Vergleich zu einer Operation in Vollnarkose.
Handchirurgen am Werk
Seltene Nebenerscheinungen können ein Aufplatzen der Haut beim Aufdehnen, Blutergüsse und Lymphknotenschwellungen sein. Nebenwirkungen aufgrund des Wirkstoffs sind in Österreich keine nachgewiesen worden, betont Leixnering. Seit einem Jahr wird nun der Einsatz der Methode im Rahmen der österreichweiten Beobachtungsserie "Xianis" an der Universitätsklinik Innsbruck beobachtet. Wie groß die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs ist, ist noch nicht absehbar.
Leixnering betont allerdings die Notwendigkeit der präzisen Schulung der anwendenden Ärzte - in Österreich sind dies Handchirurgen. Diese haben große Erfahrung in der Diagnose und chirurgischen Behandlung des Morbus Dupuytren.
Die Kosten dieser ambulanten Behandlung werden derzeit noch nicht von den Kassen oder privaten Versicherungen gedeckt. Obwohl dies "aus sozialökonomischer Sicht deutlich kosteneffektiver wäre, als die stationäre chirurgische Therapie", betont der Mediziner. Die Handchirurgen hoffen, dass die Kosten dieses sehr erfolgversprechenden neuen Behandlungsverfahrens auch in Zukunft von den Versicherungsträgern übernommen werden.